Interview mit Enttäuschten Zurückgekehrten in die DDR (1986)

MfS-interner Film

 

 

Am Ende des Films wird erklärt, dass die Interviewten zu den Auserwählten gehörten, die aus humanitären Gründen wieder in der DDR aufgenommen wurden. Siehe auch die Auswertung des diesbezüglichen Schreibens von Erich Mielke.  Es gibt auch eine Kurzauswertung dieses Schreibens.

Die Interviewten berichten wahrheitsgemäß über die damaligen Zustände in der BRD. Oft ist von Arbeitslosigkeit die Rede. Wer von den Bürgerinnen und Bürgern der BRD und Westberlins in die DDR übersiedeln wollte und nicht zu den Auserwählten gehörte, musste nachweisen, dass sie oder er unverschuldet arbeitslos war. Das war schwierig bis unmöglich. Denn das Kündigungsschutzgesetz der BRD greift erst nach einem halben Jahr Betriebszugehörigkeit. Erst die Entlassung aus betrieblichen Gründen konnte, für das Aufnahmeheim Röntgental, ein Nachweis für unverschuldete Arbeitslosigkeit sein. Im ersten halben Jahr ist eine Entlassung ohne Angabe von Gründen möglich. Bei prekären Arbeitsverhältnissen, die es bereits damals gab, wenn auch nicht in so hohem Ausmaß wie heute, findet sich immer ein Vorwand, um unbequeme Arbeiter/innen und Angestellte loszuwerden. Doch der Verlust des Arbeitsplatzes aus diesen Gründen und auch wenn man von vornherein keinen Arbeitsplatz gefunden hat, wie die Interviewten berichten, wurde vom Aufnahmeheim Röntgental nicht als unverschuldete Arbeitslosigkeit anerkannt. Die Betroffenen wurden als „Asoziale“ abgestempelt und wieder in die BRD, bzw. Westberlin abgeschoben.

 

Kurzauswertung des Schreibens von Erich Mielke vom 08.03.1985 als Video

 

Keine Panik, wenn man das nicht so schnell mitlesen kann. Die Kurzauswertung des Schreibens von Erich Mielke gibt es als Power Point-Vortrag und als PDF-Datei.

Kurzauswertung Schreiben von Erich Mielke vom 08.03.1985 Theam Röntgental.pptx

Aktenschrank Kopie Man kann auch auf der Website „Aufnahmeheim Röntgental – Einwanderungsbehörde der DDR“ diesen und andere Beiträge zum Thema finden.

Kurzauswertung des Schreibens von Erich Mielke vom 08.03.1985

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Zur besseren Lesbarkeit steht die Kurzauswertung auch als PDF-Datei zur Verfügung.

Kurzauswertung Schreiben von Erich Mielke vom 08.03.1985 Theam Röntgental.pptx

 

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Zur ausführlichen Auswertung bitte auf das Symbol des Dokuments klicken.

Schreiben von Erich Mielke vom 08.03.1985 zum Thema Röntgental

Konzept Röntgental von 1985

Konzept Röntgental Seite 2Konzept Röntgental 1985 Seite 3

Konzept Röntgental 1985 Seite 4

Im Jahre 1985 gab es vermehrt Rückkehrabsichten von ehemaligen Bürgerinnen und –Bürgern der DDR, die nun in der BRD und Westberlin lebten und folglich Bürgerinnen und Bürger Westberlins, bzw. der BRD geworden waren.

Es gab damals eine große Medienkampagne in der DDR. Namen und die Wohnorte in der BRD, bzw. Westberlin wurden in DDR-Zeitungen veröffentlicht. Diese Aktion sollte zeigen, dass die ehemaligen Bürgerinnen und Bürger der DDR im Westen nicht angetroffen hatten, was sie sich erhofften. Dies war eine dilettantische Aktion. Es wurde nicht mal genau recherchiert.

Es gab da einen Fall aus Bad Kreuznach. Es hatte sich herausgestellt, dass dieser Mensch kein Interesse an einer Rückkehr in die DDR hatte. Nur aus einem Anflug von Heimweh meldete er sich bei der Ständigen Vertretung der DDR in Bonn. Doch bald war sein Ansinnen nicht mehr aktuell. Aber sein Name und der damals aktuelle Wohnort Bad Kreuznach standen auf der veröffentlichten Liste. So hat es vermutlich mehrere solcher Fälle geben. Mit dieser Aktion machte sich die DDR unglaubwürdig und die westliche Propaganda hatte wieder ein „gefundenes Fressen“.

Diese dilettantische Aktion der Veröffentlichung dieser Listen beinhaltete nicht die Rückkehr von ehemaligen Bürgerinnen und Bürgern der DDR zu gestatten.

„Damit wird erneut die prinzipielle Gültigkeit der Sprecher-Erklärung des MfAA(Außenministerium der DDR, P.R.) vom 05. April 1984 unterstrichen, wonach den Bitten um Gestattung der Rückkehr in die DDR – so verständlich sie auch sind – grundsätzlich nicht entsprochen wird. Die Aufnahme und Wiedereingliederung ausgewählter Personen erfolgt nur in begründeten Einzelfällen.“

Also im Klartext – keine Chance. Damit wird der Widerspruch zwischen Propaganda und Wirklichkeit deutlich. Sehr ungeschickt seitens der DDR. Hätte man da die Propaganda nicht in anderer Richtung betreiben sollen? Erst während der Konterrevolution versuchte es Erich Honecker verzweifelt mit dem Spruch: „Man sollte ihnen keine Träne nachweinen.“ Doch da war es bereits viel zu spät. Man hätte verbreiten müssen, dass man diese Leute nicht mehr braucht, dass nur auswählte Einwanderungswillige aufgenommen werden, wie es z.B. damals wie heute die klassischen Einwanderungsländer praktizieren.

Dann ist wieder von der Mitwirkung bei der Zurückdrängung der Ausreiseanträge von Bürgerinnen und Bürgern der DDR in die BRD, bzw. Westberlin die Rede, wo die ausgewählten Menschen, die aufgenommen wurden, mitwirken sollten. Das Versäumnis der Politik, die das Ganze nur ausgesessen hatte, bis die Konterrevolution siegte, anstatt etwas gegen die Unzufriedenheit der Bürgerinnen und Bürger der DDR zu tun, wird hier ausgeklammert. Bei der Operation „Einflug“ zeigt sich, dass ein immenser Aufwand betrieben wurde, der letztendlich nichts brachte.

Da drängt sich der Gedanke auf, dass das MfS gar nicht genug Leute hatte um die Neu-Bürgerinnen und –Bürger zu überwachen und diesen Aufwand zu betreiben, falls man mehrheitlich die Rückkehr- und Einwanderungswilligen in die DDR aufgenommen hätte.

Nun folgt ein totaler Widersinn. Einerseits diese Kampagne, andererseits wurde befürchtet, dass Einwanderungs-bzw. Rückkehrwillige diese nutzen, um den Staat(DDR) zu erpressen um ihre Übersiedlung in die DDR durchzusetzen.

Was angebracht und notwendig war, waren Sicherheitsinteressen und entsprechende Maßnahmen. Schließlich konnte der Gegner diese Kampagne auch für seine Zwecke nutzen.

Mit vielen Worten wird erklärt, dass Neu-Bürger/innen und –Bürger nicht in Massen erwünscht waren. Unter der Umschreibung „Reaktion der Bevölkerung“ kann sich die Befürchtung von Fremdenfeindlichkeit verbergen. Ausländerstopp um Ausländerfeindlichkeit zu vermeiden. Was für eine Logik.

Entsprechendes Material wurde den zuständigen Institutionen zur Verfügung gestellt.

Nun kommt man auf die Ausnahmefälle zu sprechen, die das Glück hatten in der DDR aufgenommen zu werden.

Dann werden die Punkte aufgezählt, die bei den Einwanderungs- bzw. Rückkehrwilligen überprüft werden sollen.

  • -das Persönlichkeitsbild und das Gesamtverhalten vor der Entlassung aus der Staatsbürgerschaft der DDR

 

  • -die Reaktion und Haltung im beruflichen und familiären Umgangskreis auf die Aktivitäten zur Erreichung der Übersiedlung, die erfolgte Übersiedlung sowie das Verhalten danach

 

  • -den Werdegang nach der Übersiedlung und die Nutzung der Rückverbindungen in die DDR

 

  • -die aktuelle Situation und Verhaltensweisen

 

  • -Motive, Gründe und Ernsthaftigkeit der Rückkehrabsichten

 

Nun ja, dass aus Sicherheitsgründen eine Überwachung erforderlich war, ist nachvollziehbar. Aber wenn es die kleinste Unstimmigkeit oder Verfehlung gab, was dann?

Nun geht es darum in welchem Zusammenhang die Informationen über die jeweiligen Betroffenen zu sehen sind. So geht es um Versorgung mit Wohnraum und der Eingliederung in den Arbeitsprozess, die eventuell nicht den Erwartungen der Einwanderungs- und Rückkehrwilligen entsprachen. In der DDR war niemand obdachlos und Wohnungen waren billig, doch es herrschte Wohnungsmangel. Vielleicht befürchtete man Probleme und Unmut in der Bevölkerung, wenn viele Einwanderungs- und Rückkehrwillige aufgenommen worden wären. In beruflicher Hinsicht wollten viele zu hoch hinaus und hatten unrealistische Erwartungen. Dann ist wieder von der eventuellen Reaktion des Umfeldes, bzw. der Bevölkerung die Rede. Wieder die Umschreibung für die befürchtete Fremdenfeindlichkeit. Im Klartext: Ausländerfeindlichkeit mit Ausländerstopp bekämpfen. Was für eine Logik.

Dann folgen die Zwei wichtigsten Punkte. Wann Aufnahme? Wann Ablehnung?

Ausschnitt aus Brief von Mielke von 1985 Aufnehmen Ablehen

Bei Punkt 1 geht es um die Aufnahmechancen aus humanitären Gründen, bzw. familiären Gründen.

Punkt zwei ist das A und O, um das sich Alles drehte. Die Ablehnungsgründe.

Ausschnitt aus Brief von Mielke von 1985 Ablehnen

Hatte Erich Mielke dieses Schreiben tatsächlich selbst verfasst oder nur unterschrieben? Als alter Kämpfer musste er doch die Unwegsamkeiten des Lebens und Arbeitslosigkeit kennen. Es besteht viel Interpretationsspielraum für die nachgeordneten und ausführenden Institutionen, sowie für die Entscheidungsträger.

Wer war kriminell? Leute, die eine Gefahr für die Gesellschaft sind? Organisierte Kriminelle? Oder schlicht, wer mal aus Dummheit eine Verfehlung begangen hat, wie z.B. Ladendiebstahl, eine Schlägerei oder in schlechte Kreise Geratene? Da sich letztere am wenigsten artikulieren und wehren konnten, hatten sie von vornherein keine Chance.

Wer waren Arbeitsscheue und Asoziale? Ein Ablehnungsgrund, von dem reichlich Gebrauch gemacht wurde. Aus DDR-Sicht waren es tatsächlich unwillige Menschen, bei denen „Hopfen und Malz verloren“ war. Sie machten nur Ärger. Aber in der kapitalistischen Gesellschaftsordnung kann man diese Leute nicht von den unverschuldet arbeitslos gewordenen unterscheiden. Insbesondere, wenn die Betroffenen in der Probezeit, bzw. dem 1. Halben Jahr, bevor das Kündigungsschutzgesetz der BRD, bzw. Westberlins gegriffen hat, ihren Arbeitsplatz verloren haben. Sie konnten nicht nachweisen, dass sie unverschuldet arbeitslos geworden sind. So wurden sie in Röntgental als „asozial“ und „arbeitsscheu“ gebrandmarkt. Sie hatten keine Chance in die DDR aufgenommen zu werden.

Was waren labile Personen? Psychisch nicht Belastbare? Menschen die durch die Bedingungen und die schwarze Psychologie des Aufnahmeheims psychisch krank wurden, hatten keinerlei Chance in die DDR aufgenommen zu werden. Gelegentlich wurde mit der Gabe von Psychopharmaka manipuliert. Dies wurde nicht aktenkundig gemacht. Wer kann das nachweisen? Niemand. Und die Betroffenen wurden ohnehin als „plem plem“ hingestellt und ihnen ihre Glaubwürdigkeit genommen.

Das Personal in Röntgental und anderer Institutionen, die mit den Einwanderungs- und Rückkehrwilligen aus der BRD und Westberlin zu tun hatten, war überfordert und nicht geschult, was z.B. die Arbeitswelt in der BRD und Westberlin betraf. Die falsche Psychologie tat ihr übriges. Es bestand die Gefahr, dass die Zurückgewiesenen sich nach ihrer Abschiebung bei den falschen Leuten ausheulten. So konnten sie in die Hände des Gegners geraten, bzw. dieser konnte die Verzweiflung dieser Leute für sich ausnutzen. Ein Bumerang-Effekt sozusagen. Bei allen Sicherheitsmaßnahmen hatte man diesen Aspekt wohl nicht bedacht.

Provokateure sind die einzige in diesem Abschnitt genannte Personengruppe, bei der es von vornherein gerechtfertigt war diese abzulehnen.

Dann werden nochmals Punkte aufgezählt, was dann mit denen geschehen soll, die das Glück hatten aufgenommen zu werden, bzw. wie die Überwachung aussehen soll. Wie bereits erwähnt, war das aufwändig und personalintensiv. Womöglich hatte das MfS nicht genug Kapazitäten, um diese Überwachungsmaßnahmen durchzuführen, falls mehr Einwanderungs- und Rückkehrwillige aufgenommen worden wären.

Dann wieder der Widersinn, dass die Aufgenommen mitwirken sollten, dass Bürgerinnen und Bürger der DDR davon Abstand nehmen sollen einen Ausreiseantrag in die BRD, bzw. Westberlin zustellen. Andererseits wieder sollen Übersiedlungsabsichten von Bürgerinnen und Bürgern der BRD und Westberlins zurückgedrängt werden. Ein Leben unter der Käseglocke, niemand raus und niemand rein. Auch wenn es aus Sicherheitsgründen notwendig war, das konnte es auf die Dauer nicht gut gehen. Es fehlte das „frische Blut“. Wenn mehr Einwanderungs- und Rückkehrwillige aufgenommen worden wären, hätte es 1989 wohl etwas anders ausgesehen.

Der Punkt, dass Überwachungsmaßnahmen in die Richtung gingen, dass sich keine feindlichen Agenten u. andere für den Gegner Tätige einschlichen, war berechtigt. Doch wer es gewollt hatte, hätte sich einschleichen können. Man kann sich vorstellen, dass der Gegner diese Leute geschult und psychologisch gestählt hätte, um gut zu reden, damit sie die Verhörtricks umgehen und die „Psychomühle“ erfolgreich bewältigen konnten. So wären sie aufgenommen worden und hätten ihr Unwesen treiben können. Die Überwachung hätten sie auch austricksen können, soweit es sich um Profis gehandelt hätte. Das MfS war so sehr mit den Profis beschäftigt, dass keine Zeit für die „Normalbürgerinnen“ und „Normalbürger“ war. Das hatte man bei all den Sicherheitsmaßnahmen wohl nicht bedacht.

Am Schluss nochmal Bemerkungen zur Abstimmung der örtlichen Institutionen mit dem MfS.

Fazit: Die „kleinen“ Einwanderungs- und Rückkehrwilligen blieben „auf der Strecke“.

 

Operation „Einflug“ Teil 2

Zu Teil 1 bitte auf das Bild klicken:

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Der Bericht vom 10.08.1988 fasst nochmal zusammen, dass dieser Mensch im „begründeten Einzelfall“ wieder in die DDR aufgenommen wurde die Staatsbürgerschaft der DDR erlangte.

Nachfolgend das Dokument:

 

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Auswertung des Dokuments:

 

Die Punkte der Zielstellung der Operation „Einflug“ werden aufgezählt.

 

  • Vorbeugemaßnahmen im Zusammenhang mit gegnerischen Organisationen und Geheimdiensten.

 

  • Vorbeugende Sicherung bei der Wiedereingliederung im Arbeits-, Wohn- und Freizeitbereich

 

  • Überprüfung der Ehrlichkeit

 

  • Die politisch-ideologische Grundhaltung zur sozialistischen Entwicklung in der DDR und Integration im gesamtgesellschaftlichen Prozess – kurz: Gesinnungsschnüffelei

 

  • Prüfung der Möglichkeit ob diese Person was machen kann beim Zurückdrängen von Übersiedlungsersuchen von DDR-Bürgerinnen und Bürgern in die BRD.

 

Nun die Ergebnisse dieser Operation „Einflug“ (Wie im Agentenfilm, in der Wirklichkeit aber mit Alltagsmenschen)

Es wurde festgestellt, dass dieser Mensch nichts mit westlichen Geheimdiensten zu tun hatte und er nicht eingeschleust wurde.

Rückverbindungen in die BRD werden kurz erwähnt. Hier geht es wieder um finanzielle Angelegenheiten, wie bereits in Teil 1 ausgeführt worden ist.

Die Verbindungen dieses Menschen in der DDR waren auch in Ordnung.

Dann geht es um familiäre Zerwürfnisse und irgendwelche Freundinnen, die für das MfS interessant waren und ebenfalls „im begründeten Einzelfall“ wiederaufgenommen wurden.

Nun wird eine Person erwähnt, die mit ihm in Röntgental einsaß und zu der es keine weiteren Verbindungen gab, nachdem sie aus Röntgental entlassen wurde. (Hier muss ich als Zeitzeugin erklären, dass es verboten war Adressen auszutauschen. Man durfte sich nur mit dem Vornamen kennenlernen. P.R.)

Nun kommt ein Lob betreffs des Eingliederungsprozesses, welcher von IM kontrolliert wurde. Es wurde bestätigt, dass dieser Mensch ein braver Bürger war.

Nun folgt ein Abschnitt, wo dieser Mensch nochmals gelobt wird.

Ein Kontaktgespräch vom 27.10.1987 ist hier dokumentiert. Dieser brave Bürger wurde, für seine Mitwirkung beim Rückdrängungsprozess von Ausreiseanträgen seitens Bürgerinnen und Bürgern der DDR in die BRD ausgezeichnet und er bekam eine Geldprämie. Dieser brave Bürger versicherte, dass er das Alles aus Überzeugung macht.

Nun, da festgestellt wurde, dass die Integration gelungen ist, wurde die Operation „Einflug“ im November 1987 eingestellt und zur Ablage gebracht. Nun gab es eine Nachkontrolle mit folgenden Zielen:

  • Vorbeugende Verhinderung feindlicher Angriffe, insbesondere durch Wiederherstellung von Rückverbindungen aus der BRD

 

  • Es wurde nochmals kontrolliert, ob es negativen Umgang gibt, bzw. ob ein solcher entstehen könnte.

 

  • Weitere Überprüfung der Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit im Einsatz beim Zurückdrängen der Ausreiseanträge von DDR-Bürgerinnen und –Bürgern in die BRD.

 

Das Ergebnis der Nachkontrolle zeigt, dass es sich keinesfalls um einen braven Bürger handelt. Er will beruflich hoch hinaus und stellte diesbezüglich Forderungen an das MfS.

Mit vielen Worten versucht er das zu begründen und von seiner Person abzulenken. Er droht sein Arbeitsverhältnis zu kündigen. Aber das war doch gleichzeitig sein Einsatzgebiet.

Am 22.03.1988 gab es ein Kontaktgespräch mit der Zielstellung ihn als Interviewpartner für die „Wochenpost“, die „Freiheit“ und die sowjetische Zeitung „Iswestja“ zu gewinnen. Er sollte über seine Erfahrungen im kapitalistischen System der BRD berichten.

Bei Gesprächsbeginn zeigte sich aber, dass er keine eindeutige Position bezog. Er würde zwar nicht bereuen zurückgekehrt zu sein, lehnte es aber „aus persönlichen Gründen“ ab als Interviewpartner in der „Wochenpost“ und der „Freiheit“ zu erscheinen.

Auf Fragen zu seinen persönlichen Problemen zählte er eine Reihe Forderungen auf , welche er bereits in zurückliegenden Gesprächen gestellt hatte. Außerdem äußerte er, dass es ihm peinlich sei in Veröffentlichungen innerhalb der DDR als ehemaliger Strafgefangener bekannt zu werden. Dies würde seinem Ansehen schaden. Dieser Mensch wurde aufgefordert sich schriftlich dazu zu äußern und es wurde ihm eine objektive Prüfung zugesichert.

Die schriftliche Stellungnahme dieses Menschen vom 23.03.1988 enthielt die gleichen Forderungen, die er bereits zuvor im Betrieb gestellt hatte. Nach der Prüfung dieser von ihm gestellten Forderungen war ein klärendes Gespräch vorgesehen. Es sollte über die Aufrechterhaltung des Kontaktes zum MfS entschieden werden. Die Entscheidung der entsprechenden Stelle lag bei der Verfassung dieses Dokuments noch nicht vor.

Da sich nun herausgestellt hatte, dass dieser Mensch aus egoistischen Motiven Forderungen stellte, die in seinem Arbeitsbereich auf Unverständnis gestoßen sind, wurde eingeschätzt, dass weitere Einsätze dieses Menschen in der Öffentlichkeitsarbeit im Rahmen des Zurückdrängungsprozesses der Ausreiseanträge von DDR-Bürgerinnen und –Bürgern in die BRD nicht mehr zweckentsprechend waren.

 

Einschätzung der Zeitzeugin P.R. :

Dieser Mensch hat auf Zeit gespielt und das MfS genarrt. Hätte er seine Forderungen von Anfang an gestellt, wäre er nicht aufgenommen worden und von Röntgental aus in die BRD zurückgeschickt worden.

Es gab so viele wirklich brave und willige Menschen, die sich nicht so gut ausdrücken konnten. Viele konnten nicht nachweisen, dass sie unverschuldet arbeitslos waren. Sie wurden mit der Begründung, dass sie „asozial“ seien abgelehnt und in die BRD abgeschoben.

Operation „Einflug“

Die Auswertung dieses Dokuments und das Dokument selbst erinnern an einen Agentenfilm. Der Unterschied zum Film ist, dass es sich in der wahren Geschichte um Alltagsmenschen handelt.

Diesen Aufwand hätte man sich sparen können. Der hier vorgestellte Mensch war im „begründeten Einzelfall“ wieder aufgenommen worden. Wie wäre es gewesen, wenn es keine „begründeten Einzelfälle“, sondern es die Regel gewesen wäre Rückkehrwillige und Einwanderungswillige als Neu- oder Wieder-Bürgerinnen und –Bürger in der DDR aufzunehmen? Nach der notwendigen Sicherheitsüberprüfung versteht sich. Das hätte auch propagandistisch ausgeschlachtet werden können.

Die Politik hätte reagieren müssen, als immer mehr Bürgerinnen und Bürger der DDR Grund zur Unzufriedenheit hatten. Dies ist nicht geschehen. Man hatte es ausgesessen bis zum Sieg der Konterrevolution.

Das hätte mehr zur Zurückdrängung von Übersiedlungsersuchen in die BRD von Seiten der Bürgerinnen und Bürger der DDR beigetragen, als solche wahren Agentengeschichten.

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Auswertung Dokument „Einflug“ vom 14.05.1986

 

Hier geht es um einen Rückkehrer in die DDR. Dieser saß, wie so Viele, im Aufnahmeheim Röntgental.

Zunächst wird berichtet, dass dieser Mensch eine Vielzahl von Aktivitäten unternahm, um wieder in die DDR zurückkehren zu können. Um die Ernsthaftigkeit dieser Absichten zu überprüfen, hatte das MfS zwei IMs auf ihn angesetzt.

Das MfS stellte fest, dass dieser Mensch keine Forderungen stellen wird und bereit wäre dahingehend mitzuwirken, dass die Übersiedlungsersuchen von Bürgerinnen und Bürgern der DDR in die BRD zurückzudrängen.

Es folgte der Vorschlag zur Wiederaufnahme dieses Menschen in die DDR „im begründeten Einzelfall“. Neben entsprechenden Stellen des MfS war der 1. Sekretär der SED-Bezirksleitung in diesen Entscheidungsprozess eingebunden.

Es wurde ein Operativplan erarbeitet und ein IM ein- bzw. angesetzt.

Ein Informationsplan wurde erstellt und dann dem Aufnahmeheim Röntgental überstellt.

Nun wird wieder der „begründete Einzelfall“ erwähnt und nun geht es um die Wiedereingliederungsmaßnahmen am Arbeitsplatz. In diesem Fall ist es zu erklären, dass MfS-Angehörige hier die Arbeitsvermittler waren.

Nun die Bereitschaft dieses Menschen auch in den Medien dafür zu werben, dass die Bürgerinnen und Bürger der DDR davon Abstand nehmen sollen Ausreiseanträge in dien BRD zu stellen.

Es folgen Ausführungen zu:

  • Entlassung aus dem Aufnahmeheim Röntgental

 

  • Antrag auf Wiederaufnahme in die DDR-Staatsbürgerschaft

 

  • Unterkunft bei der Verlobten

 

  • Auto, das mitgebracht wird

 

  • DM-Betrag, der mitgebracht wird

 

  • Anmeldung bei Einwohnermeldeamt(Polizei) und dass er den Personalausweis erhält

 

Rückkehrfeier in der Wohnung von (Name geschwärzt), wozu dieser Mensch einen auf ihn angesetzten IM einlud.

Aus den Infos des IM ging hervor, dass es zu damaligen Zeitpunkt keine Probleme bei der Integration gab, die den Wiedereingliederungsprozess negativ beeinflussten. Einzelne Punkte aus dieser Info:

  • Dieser Mensch schätzte den Aufenthalt in Röntgental als gut ein.

 

  • Engere Kontakte zu den Mitinsassinnen und Mitinsassen wurden nicht geknüpft

 

  • Dieser Mensch war der Überzeugung, dass die Rückkehr in die DDR die richtige Entscheidung war und er wollte seine persönliche Entwicklung darauf ausrichten.

 

  • Im Aufnahmeheim wurde er darauf aufmerksam gemacht, dass er den Umgang mit dem IM meiden sollte, was für ihn nicht in Betracht kam.

 

  • Dieser Mensch hatte betreffs seiner Wiedereingliederung am Arbeitsplatz eine positive Erwartungshaltung.

 

  • Nun geht es um das DM-Konto bei der Staatsbank der DDR. Er würde noch Geldbezüge aus der BRD erwarten. (Name geschwärzt) soll von seinem Geld in DM nichts wissen. Dieser Mensch hatte vor 150,-DM beim IM schwarz zu tauschen. Normalerweise wurde Schwarztausch in der DDR streng verfolgt und hatte Konsequenzen. Hier anscheinend nicht.

 

Am 06.05.1986 wurde dieser Mensch in dem Kombinat eingestellt, wo er dann arbeitete. Er fing direkt am 07.05.1986 an. Die Einstellung erfolgte über einen IM, genauer einem FIM(IM die andere IM führten. Näheres dazu in „Die Sicherheit“ Band 1 Seite 348/349), siehe

 

  Logo Insider

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Buchtitel %22Die Sicherheit%22 Kopie 2
Buch „Die Sicherheit“

 

 

Auszug aus dem Buch DIE SICHERHEIT FIM

 

Im persönlichen Gespräch mit dem FIM erklärte dieser Mensch :

  • Seine Dankbarkeit wieder in die DDR zurückkehren zu dürfen und dass er sich für den Rückdrängungsprozess der Ausreiseanträge in BRD seitens derer, die in diesem Kombinat arbeiten einsetzt.

 

  • Er stellte weiterhin keine Forderungen

 

  • Er informierte detailliert über seine Wohnungstauschabsichten

 

Durch den Einsatz des FIM wurde das Arbeitskollektiv(Arbeitskollegen, Team, Arbeitsgruppe) auf die Wiedereingliederung vorbereitet. Es gab dabei keine Probleme.

Der FIM war von der Hauptabteilung Kader dieses Kombinats, also von der Personalabteilung. Da dieser diesen hier vorgestellten Menschen einstellte, war er der Personalchef. In der DDR nannte man diese Funktion Kaderleiter. Folglich bestand da ein offizieller Kontakt.

Bei den Wechselbeziehungen Kollegenkreis und Personalchef ergab sich eine inoffizielle Zusammenarbeit mit dem MfS.

Am 08.05.1986 nahm dieser Mensch zum Kontakt zu dem IM auf, um, wie vorgesehen, das Geld zu tauschen. Ahhh, hier hatte dieser Geldtausch einen Zweck. Dieser IM gab die Info weiter, dass der Wiedereingliederungsprozess am Arbeitsplatz problemlos verlief.

Der IM gab als weitere Info weiter, dass dieser Mensch an einer festen Verbindung mit ihm interessiert war.

Als Ergebnis dieses ganzen Procedere, das irgendwie an einen Agentenfilm erinnert, wurde eingeschätzt, dass die Operation „Einflug“ wohl gelungen war, denn der Wiedereingliederungsprozess verlief ohne Probleme.

Die Operation „Einflug“ wurde weitergeführt, je nach Notwendigkeit und Aktualisierung.

Diese Geschichte hat eine Fortsetzung. Um zum 2. Teil zu gelangen, bitte auf das Bild klicken.

%22Einflug%22 Teil 2

 

Abschlussbericht eines Fremden Insassen in Röntgental vom 20.05.1986

Abschlussbericht 20.05.1986 eines Insassen von RöntgentalAbschlussbericht 1986 Seite 2Abschlussbericht 1986 Seite 3Abschlussbericht 1986 Seite 4Abschlussbericht 1986 Seite 5Abschlussbericht 1986 Seite 6

Auswertung:

 

Dieser Abschlussbericht unterscheidet sich schon äußerlich von dem der Seitenbetreiberin und Zeitzeugin(Petra Reichel). Dieses Dokument sieht sauber aus, während das Dokument der Seitenbetreiberin als lieblos verfasst und voller sachlicher Fehler daherkommt.

Auch dieser Mensch war seinerzeit arbeitslos. Sogar, dass er keiner seiner Qualifikation entsprechende Arbeit fand, wurde anerkannt. Es wurde nicht verlangt sich als Hilfsarbeiter zu verdingen. Normalerweise galten Arbeitslose als Asozial.

Er wollte eine DDR-Bürgerin heiraten. Die Seitenbetreiberin hatte Jahre später auch einen DDR-Bürger geheiratet. Sie wurde trotzdem nicht aufgenommen, wegen den miesen alten Papieren, die viele Jahre zuvor ausgestellt wurden. Der spätere Ehemann musste die Ausreise in die BRD beantragen. (Und dann redeten sie ständig von Zurückdrängung von Übersiedelungsersuchen von Bürgerinnen und Bürgern der DDR in die BRD.)

Dieser Mensch hier hat seinen Übersiedelungsantrag in Berlin-Pankow gestellt. Der Seitenbetreiberin ist auch diese Behörde empfohlen worden. Sie fand diese aber nicht vor Ort und hatte Angst, dass es es sich um eine Stelle des MfS handelt und dass sie bei der Rückkehr in die BRD Knast erwartet. So zog sie unverrichteter Dinge von dannen.

Ahh, bei diesem Menschen hier geht es um einen begründeten Einzelfall.

Was war da los? Er war bis zum 15.05.1985 in der DDR wohnhaft. am Ende im Knast. Was wollte er? Er hatte sogar einen guten Job. (Gruppenleiter) Aber trotzdem nicht zufrieden und ließ sich durch Eltern und Bruder beeinflussen. Viel Wind hatte er auch gemacht, um seinen Ausreiseantrag in die BRD durchzusetzen.

Aus dem Knast wurde er durch die BRD freigekauft.

Dann wird die Aufnahmestelle in der BRD in Gießen beschrieben. Dort wurde er von einer Mitarbeiterin des BND befragt.

Dann zog er zu seinem Bruder, der bereits in der BRD wohnte und dann zu jemand Anderem.

Er erhielt nach seinen Angaben Vorladungen zur Hauptstelle für Befragungswesen in Düsseldorf und zum Polizeipräsidium, Abt. Kriminalpolizei(Vorladung erfolgte im Auftrag der Erfassungsstelle Salzgitter, das war eine böse Behörde in der BRD, die DDR-Bürger/innen kriminalisierte, die z.B. für Behörden tätig waren)
Während andere Übersiedelungsersuchende für den folgenden Punkt als Asozial angesehen wurden, wird hier anerkannt, dass er keine Arbeit fand und auch sein Bruder ihn nicht unterstützte(Hätte der Bruder das können?)

Dann werden irgendwelche Bekannte erwähnt. So auch Leute, welche die DDR , auch illegal, verließen.

Dann ist Adressenmaterial u.ä. erwähnt, das er mitbrachte und ausgewertet wurde. Eine Bekannte wird erwähnt, die ihn dahingehend beeinflusste in die DDR zurückzukehren. Diese Bekannte will er heiraten. (siehe oben)

Dann geht es, um es kurz zu sagen um die Auswertung seiner Stationen in der BRD und seiner beruflichen Pläne nach Aufnahme in der DDR.

Dann die Bereitschaft zum Einsatz, um Übersiedelungsersuchen von DDR-Bürgerinnen und -Bürgern in die BRD zurückzudrängen. Wie in der anderen Auswertung hier die Kritik der Seitenbetreiberin(Petra Reichel), dass sich das Problem von selbst erledigt hätte, wenn man mehr aufnahmeersuchende Bürgerinnen und Bürger der BRD aufgenommen hätte.(Mehr „frisches Blut“.)

Aber die Machthaber des Heims konnten es nicht lassen. Obwohl doch dieser Mensch heiraten wollte, haben sie ihm in den Abschlussbericht geschrieben, dass er gerne mit anderen Frauen flirtete.

Dann wird eine Bekanntschaft aus dem Heim erwähnt, die er weiter aufrecht erhalten möchte.

Aber einen Verstoß gegen die Heimordnung konnten sie ihm nicht „reinwürgen“.

Dann nochmals Berichte über Personen und Institutionen in der BRD.

Ahhh, da haben wir´s. Er diente als Billigspitzel innerhalb des Heims. Na ja, solche, die sich andienen, werden überall gebraucht. Da war es ein Leichtes, dass er seine Chance bekam.

Folglich wurden keine Fakten, die einer Aufnahme in der DDR entgegenstehen, erarbeitet. Wenn sie gewollt hätten, wären diese Fakten, die gegen eine Aufnahme in der DDR entgegenstehen schnell „aus dem Hut gezaubert“ worden. Aber er hat sich seine Aufnahme in der DDR durch seine Tätigkeit als Billigspitzel „verdient“.

Auswertung Protokoll: Gespräch mit ehemaligem DDR-Bürger am 25.04.1986

25.04.1986 Bericht über geführtes Gespräch mit ehemaligem DDR-BürgerSeite 2 25.04.1986 Bericht über geführtes Gespräch mit ehemaligem DDR-Bürger

In diesem Dokument geht es um einen ehemaligen DDR-Bürger, der das Glück hatte zurückkehren zu dürfen.

Hier geht es um die Arbeitsaufnahme, aber warum mischt sich da das MfS ein? Das ist doch eine Alltäglichkeit. Äh, doch nicht. Es geht um die Zurückdrängen von Übersiedelungsersuchen von DDR-Bürgerinnen und DDR-Bürgern in die BRD. Das Problem wäre von selbst erledigt gewesen, wenn man mehr Bürgerinnen und Bürger der BRD in die DDR aufgenommen und eingebürgert hätte. Es waren ja genug da. Aber nein, man blieb lieber unter sich und verzichtete auf „frisches Blut“. Hätte die Mehrheit der BRD-Bürgerinnen und -Bürger, die einen Übersiedelungsantrag gestellt haben, die Chance gehabt in der DDR leben und arbeiten zu dürfen, hätte es 1989 anders ausgesehen.

Dieser Betroffene beklagt sich auch darüber, dass ihm der Aufenthalt im Heim zu lange dauert. Er hat dort eine Freundin und kann dort unterkommen. Seine Tochter ist auch bereit ihn aufzunehmen. Nun ja, in der DDR herrschte Wohnungsmangel. Da war es eine große Leistung trotzdem keine Obdachlosen zu haben.

Dann geht es um den späteren Arbeitsplatz, der aber nicht mehr der alte Arbeitsplatz sein wird. Über was für Entwicklungsmöglichkeiten kann keine Zusage gemacht werden? Was für Ansprüche stellt denn der Kerl? Soll froh sein, dass er überhaupt in der DDR arbeiten und leben darf.

 

Auswertung des Dokuments des MfS vom 15.01.1981

Die Mediathek der Behörde für die MfS-Akten,  stellt hier ein Dokument des MfS zum Aufnahmeheim Röntgental vor.  Nachstehend stellen wir hier das Dokument nebst Auswertung vor.

Bericht MfS über Röntgental 1981 Seite 1Bericht MfS Röntgental Seite 2Bericht Röntgental MfS Seite 3Bericht MfS Röntgental Seite 4Bericht Röntgental MfS Seite 5Bericht MfS Röntgental Seite 6

entnommen aus der Mediathek der „Stasi“-Unterlagen-Behörde.

Logo MfS-Aktenbehörde

 

 

In dem Bericht vom 15.01.1981 beschreibt das MfS das Heim. Was den Bereich Gesundheit angeht, erhebt sich aber die Frage, wieso die Gabe von Beruhigungsmitteln/Psychopharmaka nicht aktenkundig gemacht wurden. Persönlichkeitsverändernde Nebenwirkungen wurden sogar zum Nachteil der Betroffenen benutzt und entsprechend die Papiere ausgestellt(z.B. der Bericht der „Kultur“). Da ist von einem Vertrag mit einer Klinik die Rede. Warum brachte man durch die Bedingungen des Heims(z.B. Panikattacken, Platzangst) psychisch krank gewordene Betroffene nicht in die Klinik? Darüberhinaus wurden Betroffene, die psychisch krank wurden, stigmatisiert.
Nach der Beschreibung des Tagesablaufs wird die Möglichkeit uneingeschränkter postalischer Verbindung benannt. Das stimmt nur bedingt, denn die Post wurde sehr wohl kontrolliert und Erkenntnisse daraus konnten zum Nachteil der Betroffenen verwendet werden.

Die Veranstaltungen fanden nicht auf freiwilliger Basis statt, wie hier beschrieben. Wenn man z.B. aufgrund von Nebenwirkungen gegebner Medikamente lethargisch wurde oder eine Veranstaltung schlichtweg verschlafen hatte, wurde das als Desinteresse in die Papiere geschrieben.
Die „Kultur“ war sehr fragwürdig. Mit Vorbereitung auf das Leben in der DDR hatte das wenig zu tun.
Die Veranstaltungen mit Referenten von außen waren sehr interessant.
Nach der Beschreibung von der Abholung der Übersiedlungswilligen an der Grenze und dem Quarantäneaufenthalt ist von einer personenbezogenen Begrüßung durch den Heimleiter die Rede. Das fand wohl später nicht mehr statt.
Dann wird das Procedere bei Aufnahme und Abschiebung erklärt. Dann folgt eine Statistik.
Bei den Gründen für die Antragstellung auf Übersiedlung seitens der Bürger/innen aus der BRD und Westberlin wird unter Anderem Arbeitslosigkeit und soziale Not angegeben. Nun ja, das waren die Kandidaten, die gleich abgelehnt wurden. Galten diese doch als Asozial.

Es folgen dann Ausnahmegründe, die für eine Befreiung von einem Aufenthalt im Aufnahmeheim geltend gemacht werden konnten. Das „staatliche Interesse“ richtete sich wohl an Prominente, Kundschafter/innen, RAF-Mitglieder….

Die Interessen des MfS werden kurz beschrieben. Aber in der Praxis wurden hier keine gerechten Entscheidungen getroffen.
Auch wenn offiziell der Unterschied zwischen dem MfS und der Polizei verschleiert wurden, so war es doch mit der Zeit erkennbar.

Na, das ist ja ein „guter“ Punkt, wenn die Befragung der zurückgewiesen Übersiedlungswilligen durch entsprechende Institutionen in der BRD/Westberlin erwähnt wird. Was für eine Änderung im Regimeablauf soll da Abhilfe schaffen? Die Schwarze Psychologie wegzulassen wäre hilfreich gewesen. Aber nein, man ließ traumatisierte Menschen zurückreisen, die leicht Opfer von westlichen Geheimdiensten und unseriöser Autorinnen und Autoren, bzw. Journalistinnen und Journalisten wurden.

1982 durften die Übersiedelungswilligen nicht frei auf dem Gelände herumlaufen. Der Bewegungsspielraum war stark eingeschränkt, so dass die Betroffenen zusätzliche psychische Probleme hatten, wie z.B. Platzangst. Das war wiederum ein Punkt, der für die jeweiligen Betroffenen negativ gewertet wurde.

An der Beseitigung der Mängel bei der Betreuung wurde nicht gearbeitet. Die Betreuung gehörte zur schwarzen Psychologie.

Da sind wir wieder bei der Sicherheitsunlogik.

 

Auswertung Petra Reichel (Zeitzeugin)

 


 

So sieht es die „Stasi“-Unterlagenbehörde:

Logo MfS-Aktenbehörde

 

 

Der Inhalt des folgenden Textes der heutigen  offiziellen Geschichtsschreibung geht nicht aus dem historischen Dokument des MfS hervor. Wo wurden die Berichte der Übersiedler aufgenommen? In welchen Archiven lagern sie?  

Der Inhalt entspricht der Wahrheit.

 

Überwachung von Rückkehrern und Zuziehenden im Zentralen Aufnahmeheim Röntgental
Signatur: BStU, MfS, ZKG, Nr. 1101, Bl. 336-342
Im Zentralen Aufnahmeheim in Röntgental (ZAH) bei Berlin wurde ab 1979 die Mehrzahl derjenigen überprüft, die aus der Bundesrepublik in die DDR übersiedeln wollten. Ein Bericht der Stasi dokumentiert den tristen Alltag dort.
Das Zentrale Aufnahmeheim für Übersiedler und Rückkehrer (ZAH) unterstand dem Ministerium des Innern (MdI), doch in der Praxis führte die Stasi hier die Regie. Die Mitarbeiter der Hauptabteilung VII, Abteilung 3 des MfS verhörten die Aufnahmeersuchenden und schleusten Inoffizielle Mitarbeiter in das Heim ein, die auftragsgemäß Rückkehrer bzw. Zuziehende und auch die Beschäftigten des Aufnahmeheims bespitzelten. In den späten achtziger Jahren war zudem der Leiter der Heims zugleich Offizier im besonderen Einsatz (OibE) der Stasi.

Der Heimaufenthalt sollte die Übersiedler auf das Leben in der sozialistischen Gesellschaft vorbereiten. Vor allem jedoch wollte die Stasi dort prüfen, wie ernst es den Neuankömmlingen mit einer Übersiedlung in die DDR war, denn stets wurde das Einschleusen feindliche Spione befürchtet. Gleichzeitig wollte die Stasi durch die Befragungen selbst wichtige Details über Politik und Gesellschaft der Bundesrepublik sowie die westlichen Notaufnahmelager in Erfahrung bringen. Wenn möglich sollten Aufnahmeersuchende sogar mit einem Spionageauftrag noch einmal in die Bundesrepublik zurückkehren und sich so ihre Aufnahme in die DDR „verdienen“. Aufgenommen wurde nur, wer nach Ansicht der Stasi nützlich und integrierbar erschien. Zurückgewiesen wurde, wer der Geheimpolizei politisch missliebig, kriminell, „asozial“, „arbeitsscheu“ oder psychisch krank erschien. (Hervorhebung: Petra Reichel)

Der Bericht der Hauptabteilung VII/3 zeigt den „vorgegebenen Regimeablauf“ im Heim, was der „Sicherheit und Ordnung“ dienen sollte: Ein strikter Zeitplan regelte Essens-, Schlafens- und Arbeitszeiten. Meist dauerte der Aufenthalt in Röntgental mehrere Wochen, teilweise aber auch zwei oder drei Monate. In dieser Zeit durften die Übersiedler das Gelände nicht verlassen und wurden wiederholt von Stasi und Volkspolizei verhört.

Der Bericht lässt die Lebensbedingungen im Heim, die nach Berichten von Übersiedlern denen in einem Gefängnis glichen, nur erahnen. Abschottung und Drangsalierung der Rückkehrer und Zuziehenden führten in einigen Fällen zum Suizid bzw. entsprechenden Versuchen.


Anmerkung von Petra Reichel (Zeitzeugin):

Mit der Vorbereitung auf das Leben in der DDR hatte der Aufenthalt in Röntgental wenig zu tun.

Die Punkte psychische Krankheit, Asozial und politisch missliebig waren die Standardgründe für die Ablehnung des Übersiedlungsersuchens in die DDR. Die Interpretation dieser Punkte war sehr weit gefasst.

Wer stellte eine psychische Krankheit fest? Hätte das ein Facharzt tun müssen? Z.B. in der Klink in Berlin-Buch? Das war nicht der Fall. Das entschied z.B. die „Kultur“ willkürlich. Was ist „asozial“? Wurde das nach dem Asozialen§ der DDR definiert? Auf jeden Fall wurden die Bedingungen in der BRD und Westberlin nicht berücksichtigt, was die vergangenen Arbeitsverhältnisse der Betroffenen angeht. Aus einem Pro-DDR eingestellten Menschen ist auch flugs ein politisch Missliebiger geworden. Dazu hatte man doch die schwarze Psychologie. Wozu das Nutze sein sollte, ist unbekannt.