Der Fall Herumtreiberin

 

Diese Frau hatte sich bereits kurz nach Schulentlassung mit Männern, die sie kennenlernte, herumgetrieben. Darunter waren auch Angehörige der Roten Armee.

In der DDR hatte sie ihren letzten festen Wohnsitz.

Im Juli 1957 war sie zu einem Kinobesuch in Westberlin. Dort lernte sie einen amerikanischen Sergeanten kennen. (Dessen Name ist in der Akte geschwärzt.) Er war zum damaligen Zeitpunkt 22 Jahre alt. Seitdem hatte diese Frau laufend Verbindung zu dem amerikanischen Sergeanten und übernachtete auch bei ihm in dessen Unterkunft in Tempelhof, Kolumbiadamm.

Am 14.03.1959 flog sie zusammen mit ihrem amerikanischen Freund von Westberlin nach Kaiserslautern. Er sagte ihr, das er dort eine mehrtägige Tagung im amerikanischen Hauptquartier hat. Sie wohnte ca. 3 – 4 Wochen zusammen mit ihm in einem Zimmer in einer amerikanischen Kaserne. Bereits während des Fluges nach Westdeutschland(damals bezeichnete die DDR die BRD noch als Westdeutschland)nahm er ihr den DDR-Ausweis weg.

In Kaiserslautern machte ihr amerikanischer Freund sie mit einem amerikanischen Offizier des CIC bekannt. Bei diesem handelte es sich angeblich um den Major(Name in der Akte geschwärzt). Nach mehrmaliger Unterhaltung wurde sie am 22.03.1959 zu ihm ins Zimmerbestellt, wo er sein Angebot, für ihn zu arbeiten, wiederholte. Sie erklärte sich dazu bereit, für den CIC zu arbeiten und erhielt sofort 25 $ und 100,- Westmark(DM) als sogenanntes Handgeld.

Eine konkrete Anweisung, wie sie in die DDR zurückkehren sollte, hatte sie nicht erhalten. Sie fuhr nach ca. 2monatigem Aufenthalt in Westdeutschland(BRD), wo sie verschiedene Städte aufgesucht und kennengelernt hatte, nach Kaiserslautern zurück. Hier teilte sie mit, dass sie in die DDR zurückfährt. Der amerikanische Offizier gab ihr nur den Ratschlag, dass sie illegal in die DDR einreisen soll und in Westberlin ihren DDR-Ausweis bei(Name in der Akte geschwärzt)abholen soll. Sie wurde nochmals eingehend gewarnt, gegenüber allen Personen über ihre Verbindung zum CIC zu schweigen. Insbesondere bei Befragungen durch das MfS soll sie sich in acht nehmen, um nicht aufzufallen. Nachdem sie nochmal 25,- Westmark(DM)erhalten hatte, verließ sie am 27.05.1959 per Anhalter die Bundesrepublik(BRD) und begab sich über Töpen zum KPP Juchhöh.

Vom CIC hat sie angeblich nur den Auftrag erhalten, Stimmungsberichte in der DDR, an der Eisenbahn und in Verkaufsstellen zu sammeln. Diese Aufgaben sollten nur ein Anfang sein, später sollte sie mit Größerem betraut werden.

Zur Aufrechterhaltung der Verbindung sollte sie die Berichte angeblich einem gewissen(Name in der Akte geschwärzt)in Kaiserslautern schicken. Sie kann auch selbst mit ihrem amerikanischen Freund die Verbindung in Berlin aufrecht erhalten und ihm die Berichte übergeben. Außerdem kann die Dienststelle der Clayallee aufsuchen. Dort sollte sie nur den Decknamen „Willy“ nennen, um passieren zu können. Von dort aus könnte sie mit Kaiserslautern in Verbindung treten.

Durch den CIC-Major erfuhr sie, dass ihr Freund angeblich Verbindungsmann des CIC ist und auch im Lager Berlin-Marienfelde zu tun hat.

Als sie als Rückkehrerin am KPP Juchhöh eingetroffen war, wurde sie kontrolliert. Nach der Abfertigung wurde sie zur Weiterleitung an die Aufnahmestelle Gutenfürst übergeben. Hier erfolgte die Aussprache durch die Aufnahmestelle und Übergabe an den Sachbearbeiter des MfS, der anhand des bereits vorliegenden Ausspracheprotokolls eine Beschuldigtenvernehmung durchführte.

Am 29.05.1959 wurde diese Frau und der U-Vorgang an die Bezirksverwaltung Potsdam zur Weiterverarbeitung abverfügt.