Das war wohl nichts

Dokumente aus der frühen DDR zeigen die Fehlbesetzung für einen Kundschafter, der in der BRD wirken sollte.

Es handelt sich um einen Übersiedler aus der BRD in der damaligen Zeit, als Übersiedler aus der BRD, bzw. Westberlin noch willkommen waren. So wurden auch einige mit einem Auftrag wieder zurückgeschickt.

Dieser Mensch war nicht in der Lage, bzw. nicht willens, den Auftrag auszuführen.

 

Keine Angst, das wird noch lesbar. Hier als PDF-Dokument:

 

 

Auftrag für Günther

Das Dokument ist  aus der MfS-Mediathek entnommen worden.

 

 

Er hätte genug zu tun gehabt, wenn er seinen Auftrag erfüllt hätte. 

Stattdessen prahlte er herum und enttarnte sich selber. Dieser Mensch war als Kundschafter eine Fehlbesetzung. Alle aufwändige Vorbereitung war für die Katz‘. So folgte die Trennung der Verbindung, wie das nächste Dokument zeigt.

 

Abbrechen Verbindung 1958

 

 Auch dieses Dokument ist nachfolgend als PDF vorhanden.

 

Abbrechen Verbindung 1958

Das Dokument ist aus der MfS-Mediathek entnommen worden.

 

Bericht über westliche Reaktionen nach Errichtung des antifaschistischen Schutzwalls 1961

Dieses Dokument zeigt die Reaktionen aus dem Westen nach der Errichtung des antifaschistischen Schutzwalls im Jahre 1961.

 

Besser lesbar als PDF-Datei:

Bericht über westliche Reaktionen nach Errichtung des antifaschistischen Schutzwalls

 

Dokument entnommen aus der Mediathek der BStULogo FB-Seite BStU

Zusammenfassung des Inhalts

Interessant und traurig ist die Rolle des DGB der BRD.  Seine Aufgabe ist die Klasseninteressen der Arbeiterklasse zu vertreten. Stattdessen hat er darauf hingewirkt, dass die Arbeiterklasse ihre Klasseninteressen verrät, mit den Kapitalisten paktiert und Delegationen nach Westberlin schickt. Einerseits sollte eine  „Unterstützung der Westberliner Arbeiter“ präsentiert werden und andererseits versprach man sich nach der Rückkehr dieser Delegationen aus Westberlin auch eine Beeinflussung der Arbeiterklasse. Klassenbewusstsein sollte aus den Köpfen verschwinden. Das ist hervorragend gelungen. Heutzutage spielt die Arbeiterklasse politisch keine Rolle mehr.

Allerdings ist zu erwähnen, dass Teile der DGBGewerkschaften sehr wohl die Klasseninteressen der Arbeiterinnen und Arbeiter vertreten und  örtliche Funktionäre, seinen es hauptamtliche oder ehrenamtliche, rennen sich „den Herzbendel ab“, um den Menschen zu helfen. Diese Leute haben nichts mit obengenannten zu tun. Im Zweifelsfall wollen aber auch sie nichts  von der DDR wissen. Das gilt auch für die heutige Zeit, wo die DDR seit Jahrzehnten nicht mehr existiert.


 

Aus SPD-Kreisen wurde bekannt, dass es Pläne gab, unmittelbar an der Grenze auf Westberliner Seite Freilichtveranstaltungen durchzuführen. Insbesondere sollten Filme gezeigt werden, von denen man sich eine Beeinflussung der Bevölkerung der Hauptstadt der DDR(damals noch als demokratisches Berlin bezeichnet) und der Grenzposten versprach, z. B. sogenannte Reißer(damalige Bezeichnung, heute sagt man Thriller oder Block Buster) zur Ablenkung der Grenzposten.

Dann ist eine Flugblattaktion einer  Agentenorganisation der USA vermerkt worden. Die Presseagentur UPI aus den USA hatte die redaktionelle Spitze ihres Büros in Westberlin verdreifacht und u.a. zwei USA-Spitzenredakteure aus New York nach Westberlin geholt. Von den Angehörigen des Büros wurde dieser Schritt damit begründet, dann man jederzeit mit einem bewaffneten Zwischenfall rechne.

Der Westberliner Zoll notierte die Autonummern aller von Westberlin in das demokratische Berlin(Berlin/DDR) fahrenden Kraftfahrzeuge, ohne bei ihrer Rückkehr diese Notizen zu löschen.

Seit dem 29.08.1961 wurde besonders an den Übergängen Invalidenstraße, Sonnenallee und Chausseestraße von den westlichen Kontrollorganen verstärkt dazu übergegangen, alle Westberliner Bürger(und Bürgerinnen), besonders aber Ärzte und Spezialisten, die mit dem PKW ins demokratische Berlin(Berlin/DDR) fahren wollten, zu warnen und zurückzuhalten. U.a. wurde erklärt, dass sie aus dem demokratischen Berlin(Berlin/DDR) nicht wieder zurückgelassen würden. So wurden(Krankenhaus Weißensee), der (Name geschwärzt) im Städt. Krankenhaus Berlin-Kaulsdorf, (wieder eine Schwärzung), Facharzt(wieder eine Schwärzung) in Berlin-Lichtenberg u.a. zurückgewiesen. Z.B. waren auch im Krankenhaus Friedrichshain eine Anzahl Ärzte, darunter(geschwärzt), nicht zum Dienst erschienen.

In der gleichen Absicht erhielten im demokratischen Berlin(Berlin/DDR)beschäftigte Westberliner Ärzte in der Nacht vom 28. zum 29. 8.1961 Anrufe mit der Aufforderung, das demokratische Berlin(Berlin/DDR)nicht mehr zu betreten, weil sie von DDR-Seite aus nicht wieder zurückgelassen würden, u.a. weil im demokratischen Berlin(Berlin/DDR) im Gesundheitswesen der Notstand ausgerufen worden wäre.

Die Versuche in provokatorischer Form die Angehörigen der Sicherheitsorgane zu beeinflussen und Grenzsicherungsanlagen zu zerstören, hielten auch weiterhin an, aber ohne zuzunehmen.

Dann werden im Dokument Provokationen an der Grenze beschrieben.

Des Weiteren wird das Befahren des demokratischen Berlin(Berlin/DDR) und auch des Gebietes der DDR durch Militärfahrzeuge der Westalliierten vermerkt.

Dann werden Provokationen durch Militärangehörige der Westalliierten beschrieben.

Das SPD-Ostbüro hatte eine Hetz-Flugblattaktion gestartet. Es handelte sich um die Hetzschrift „Macht das Tor Auf“ und um den „Sozialdemokrat“. Exemplare dieser Hetzschriften wurden in den Bezirken Dresden, Halle, Karl-Marx-Stadt und Leipzig sichergestellt.

Es erfolgt dann eine Einschätzung der taktischen Handlungen der westlichen Besatzungsmächte.

Gegnerische Provokationen und Vorkommnisse im demokratischen Berlin(Berlin/DDR)traten nur vereinzelt auf.

In Berlin wurden in 3 Fällen Wahlplakate von unbekannten Tätern beschädigt. Heute ist das normal, damals war das eine staatsfeindliche  Handlung gegen die DDR.

In 3 Fällen erhielten SEDMitglieder anonyme Telefonanrufe provokatorischen und hetzerischen Inhalts.

Eine in Berlin-Pankow wohnende ehemalige Medizinstudentin an der „FU“ Westberlin, wurde von einer unbekannten männlichen Person in ihrer Wohnung aufgesucht und zum Verlassen des demokratischen Berlins(Berlin/DDR)aufgefordert.

Im Grenzabschnitt Gleimstraße und Eberswalder Straße fiel nach 0:00 Uhr die Grenzbeleuchtung aus. (Ursache konnte zum damaligen Zeitpunkt noch nicht ermittelt werden.)

Dann werden einige Grenzdurchbrüche und Desertionen aufgeführt.

Über negative Beeinflussung bewaffneter Kräfte und Unzufriedenheit in ihren Reihen wird berichtet.

Zuletzt wird über eine Morddrohung gegen Walter Ulbricht berichtet. Der anonyme Drohbrief aus Marburg(BRD)ging am 28.08.1961 bei der SED-Kreisleitung Hildburghausen/Suhl ein. Dieser hatte folgenden Inhalt:

„Euer Sklavenhalter Ulbricht wird die Rede zum 12. Jahrestag der Republik am 7.10.61 nicht mehr halten. Haltet Euch nach dem Attentat an Willi Stoph.“

 

Zusammenfassung erstellt von Petra Reichel

 

Der Fall Sylke Glaser

Sylke Glaser ist eine DDR-Gegnerin. Gnadenlos hat sie tatsächliche Schwachpunkte ausgenutzt, um gegen die DDR und den Sozialismus als System zu hetzen. Durch Leute, wie sie, konnten ehrliche Bürgerinnen und Bürger berechtigte Kritik nicht anbringen.

  • A, um nicht in den Verdacht zu geraten zu diesen Leuten zu gehören und
  • B, die Kritik nicht ernstgenommen worden wäre, da diese von diesen Leuten missbraucht wurde, um gegen die DDR und den Sozialismus als System zu agieren.

Frau Glaser hat einen Brief an den Bürgermeister von Rostock geschrieben.

Brief an Bürgermeister von Rostock

Recht hat Frau Glaser mit folgenden Punkten:

  • Leute, die bereits in die BRD, bzw. Westberlin übergesiedelt waren durften nicht wieder in die DDR zurückkehren. Mit ihrer Bemerkung, dass das die beste Anti-Westen-Propaganda wäre, hat sie allerdings auch Recht.
  • Dass Qualitätsprodukte in den Westen exportiert wurden und für die Bürgerinnen und Bürger der DDR die Mangelwirtschaft alltäglich war.
  • Die verfehlte Medienpolitik der DDR ist ein „gefundenes Fressen“ für Frau Glaser und ihre Kumpels. Die Kirchen haben da eingehakt, da sie Sonderfreiheiten hatten. So waren sie ein Vehikel für die Gegnerschaft der DDR und der späteren Konterrevolutionäre.

Widersprüche und Unsinn sind folgende Punkte:

  • Frau Glaser bemängelt, dass Losungen für den 1. Mai vorgegeben waren. Nun ja, in der DDR gab es zumindest mehrere Losungen, während es heute nur, jährlich wechselnd, eine Losung gibt. Vermutlich interessiert sich Frau Glaser heute nicht mehr für den 1. Mai.
  • Das pauschale „Keine Meinungsfreiheit“. Natürlich kann man darüber streiten, was mit der Meinungsfreiheit abgedeckt ist und wo Beleidigungen und Drohungen anfangen. Man kann kritisch sehen, dass in der DDR der Rahmen eng abgesteckt war. Doch was heute unter die Meinungsfreiheit fällt, ist manchmal grenzwertig, wie z.B. rückdatierte Todesdrohungen.
  • Einerseits beklagt Frau Glaser, dass es zu wenig Ärzte in Wismar gab. Anderseits erklärt sie, dass die Ärzte auswandern wollten. Na warum beklagt sie nicht, dass die Ärzte nicht an ihre Patienten dachten? Dass es heute, insbesondere auf dem Land, zu wenig Ärzte gibt, interessiert Frau Glaser wohl nicht mehr.
  • Das alte Dilemma mit der fehlenden Reisefreiheit. Aber mit welchem Geld wollte Frau Glaser u.a. reisen? Es war nicht möglich die Reisenden mit genügend Devisen auszustatten. Leute im Rentenalter die reisen durften bekamen nur ein Wegegeld von 15.- Mark umgetauscht. Sie waren dann auf die Gastfreundschaft ihrer Verwandten angewiesen. Wer keine Verwandten im Westen hatte konnte auch im Rentenalter aus finanziellen Gründen nicht reisen. Frau Glaser bemängelt auch angebotene Reisen, die für „Otto Normalo“ und „Lieschen Müller“ zu teuer waren. Nun ja, dass sich heute viele Menschen keinen Urlaub leisten können, interessiert Frau Glaser vermutlich auch nicht mehr.
  • Frau Glaser beklagt, dass die Bürgerinnen und Bürger der DDR nicht früher in Rente gehen können. Nun sind andere sozialistische Länder gut genug, um als Beispiel zu dienen. Heute, da das Rentenalter hoch geschraubt worden ist und es in Zukunft vermutlich noch höher geschraubt wird, die gesetzliche Rente immer mehr auf ein Minimum heruntergefahren oder womöglich ganz abgeschafft wird, interessiert Frau Glaser wohl auch nicht mehr.

Handschriftenvergleich Sylke Glaser

Handschriftenvergleich Sylke Glaser

Frau Glaser gibt dies als Eigendichtung aus und verwendet dies gegen die DDR. Der Text stammt aber von Rio Reiser und ist Kritik am Kapitalismus und der BRD.

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Flugblätter

Viel Arbeit und Energie hat Frau Glaser in diese Flugblätter gesteckt. Alle per Hand verfasst und mangels Kopiermöglichkeit alle immer wieder abgeschrieben. Wenn man so viel Zeit, Arbeit und Energie da hineinsteckt, muss der Hass auf die DDR groß gewesen sein.

Brief an das MfS

Brief an das MfS

Na da hat Frau Glaser sich was getraut und fühlte sich sehr sicher. Sie schrieb direkt an das MfS. Glaubte sie, man könnte sie nicht ausfindig machen. Da hat sie sich aber geirrt.

Zum Inhalt des Briefes:

  • Gnadenlos nutzt sie hier die verfehlte Medienpolitik der DDR aus. Sie hat nun Verbindungen mit Leuten aus der BRD aufgenommen. Sie führt Kirchenzeitungen an, die nun unter Ausnutzung der diesbezüglichen Schwäche der DDR, dies im Sinne der späteren Konterrevolutionäre ausnutzen und den Leuten vormachen die Lücke zu schließen, die in der offiziellen Medienlandschaft der DDR klafft.
  • Neben denen, die ausreisen durften, führt Frau Glaser diejenigen an, die in der DDR bleiben wollten, um weiter zu agieren. Schließlich hatten diese Leute Erfolg. Diese Tatsache hat das MfS als zu harmlos angesehen und dies nur als Hirngespinste einer, bzw. einzelnen Personen gehalten.

Haftbefehl Sylke Glaser

Haftbefehl Sylke Glaser

Zunächst kommt Frau Glaser mit einer Verwarnung, bzw. Ordnungswidrigkeit und einer Geldstrafe davon. Doch sie macht unbeirrt weiter. Dann erst greift das Strafrecht und sie ist aus dem Verkehr gezogen worden, damit sie nicht weitermachen kann.

Kassiber

Kassiber

Ein Kassiber aus der Untersuchungshaft. Ob es sich so zugetragen hat ist fraglich.

GErichtsurteil Sylke Galser

Frau Glaser ist wegen „öffentlicher Herabwürdigung“ verurteilt worden. Diese Bezeichnung für diesen § ist aus heutiger Sicht unglücklich und „Futter“ für die „Aufarbeiter“ und die offizielle Geschichtsschreibung. Das klingt so ähnlich wie „Majestätsbeleidigung“. So entsteht der Eindruck, dass die Leute wegen einer relativ harmlosen Sache unverhältnismäßig hohe Strafen bekommen hätten. „Staatsgefährdung“, „Staatsgefährdende Aktivitäten“ u.ä. würden solche Taten besser erfassen.

Das Leben der Frau Glaser wird kurz beschrieben. Sie war in der Ausbildung zur Kindergärtnerin, wollte aber abbrechen, da sie ein anderes Erziehungsziel sah, als gelehrt wurde. Man ließ sie erst nicht abbrechen, aber dann flog sie aus disziplinarischen Gründen von der pädagogischen Fachschule. Sie ging keiner geregelten Arbeit nach. Eine Bewerbung als Kassiererin bei der Kreisfilmstelle scheiterte, weil Papiere fehlten.

Dann wird die ablehnende Haltung zur DDR genannt und dass sie Verbindungen zu Bekannten in der BRD hat. Auch ein Heiratskandidat ist darunter, so dass sie einen Ausreiseantrag über Heirat anstrebt.

Frau Glaser wollte eine Straftat begehen, um vom Gefängnis aus einen Ausreiseantrag zu stellen. Sie glaubt, so schneller in die BRD zu gelangen. Doch sie bekommt nur eine Ordnungsstrafe. Daraufhin macht Frau Glaser weiter, um nun wirklich straffällig zu werden, um ihr Vorhaben doch noch durchzusetzen.

Nun werden die Schreiben der Frau Glaser in der Urteilsbegründung genannt. Das Gedicht des „Veränderns der Welt“ hat Frau Glaser als Eigendichtung ausgegeben. In Wahrheit handelt es sich um einen Liedtext von Rio Reiser, den Frau Glaser geklaut hat. Das hatten das Gericht und zuvor die Ermittlungsbehörden nicht bemerkt. Auch heute, wo das Urheberrecht so wichtig genommen wird, beachten das die „Aufarbeiter“, bzw. die offizielle Geschichtsschreibung nicht.

Heute dient der Fall Sylke Glaser als Lehrmaterial im Sinne der heutigen offiziellen Geschichtsschreibung. Volksverdummung anstatt Volksbildung.

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Sylke Glaser als Lehrthema heute


Der Beitrag im Schwesterblog „Keine Eigendichtung“ gibt den ersten Eindruck nach der unvollständigen Präsentation der BStU auf ihrer Facebook-Seite wieder.

Dokumente entnommen aus der „Stasi“-Mediathek der BStU

Referat von Erich Mielke zum Thema Ausreise vom 28 April 1989 vor den Leitern der operativen Diensteinheiten

Tondokument aus der „Stasi“-Mediathek der BStU 

Bitte auf das Tonbandsymbol klicken, das Referat liegt auch schriftlich vor(Transkript)

Tonbandgerät

Bildquelle: Wikipedia

 

Zusammenfassung und Auswertung

von Petra Reichel

 

  • Erich Mielke informiert über eine damals neue Verordnung
  • Inspirierung von DDR-Bürgern zur Antragstellung auf Ständige Ausreise ins nichtsozialistische Ausland durch Gegner der DDR unter Berufung auf die KSZE-Vereinbarungen

 

Privatreisen(Verwandtenbesuch/Urlaub) ins nichtsozialistische Ausland

 

Reisekoffer

Bildquelle: Clipart Kid, Bild ist entsprechend verlinkt

 

  • Kurzer Vortrag der Statistik. Erich Mielke lehnt die Statistik ab. Für ihn gibt es nur Reisende. Dabei wäre es wichtig gewesen die Rentner auszunehmen, denn diese hatten ja Reisefreiheit.
  • Die Mehrzahl der Reiseanträge wurde positiv entschieden.
  • Wo die rechtlichen Voraussetzungen nicht gegeben waren, wurden Reiseanträge nicht entgegengenommen. Das führte zu negativen Äußerungen und Reaktionen der betroffenen Bürgerinnen und Bürger.
  • Erich Mielke meckert über die damals neue Regelung, weil er befürchtet, dass die Kontrolle über die Reisemöglichkeiten verloren geht.
  • Statistik über Erhöhung der Zahlen von nichtzukehrenden Reisenden ins nichtsozialistische Ausland.
  • Erhöhung der Antragsteller auf Reisen ins nichtsozialistische Ausland – MfS hat nun die Aufgabe der politisch-operativen Sicherung.
  • Ausführungen, welche Verwandte und ob auch Verschwägerte zum Personenkreis gehören, die Reisen dürfen.

 

Reisebegleitung
Reisebegleitung

 

Bildquelle: ClipartFest, Bild ist entsprechend verlinkt

 

 

 

 

 

  • Regelungen zu Begleitpersonen für Behinderte
  • Frage ob Reise mit dem PKW genehmigt werden soll. (Ich kenne es nur so, dass Reisen mit dem PKW nicht genehmigt wurden, die Leute sind stets mit dem Zug gefahren, P.R.)

 

Reise mit Auto
Reisen per PKW wurden so gut, wie nicht genehmigt

 

Bildquelle: Clipart Kid, Bild ist entsprechend verlinkt

 

 

 

 

Bhf in der DDR
Reisen ins nichtsozialistische Ausland(meist BRD und Westberlin) fanden in der Regel per Bahn statt

 

 

Bildquelle: Flickr, Michael Huhardeaux, Bild ist entsprechend verlinkt

 

 

 

 

  • Die Frage, ob Ehepaare gemeinsam reisen dürfen. (Ich kenne das nur so, dass z.b. meine Schwiegermutter nur alleine reisen durfte. Der Schwiegervater durfte niemals mit. P.R.)
  • Minderjährige Kinder dürfen nicht mit ihren Eltern ins nichtsozialistische Ausland reisen.
  • Ablehnungsgründe müssen entsprechende Beweiskraft haben(z.B. Vortäuschung von Verwandtschaftsverhältnissen), dass sie durch eine Beschwerde nicht umgestoßen werden.
  • Es gab ein Beschwerderecht, von dem die Bürgerinnen und Bürger Gebrauch gemacht haben. In 30 Prozent der Fälle musste die Entscheidung zugunsten der Bürgerinnen und Bürger geändert werden.

 

beschwerde

Bildquelle: Schulden- und Insolvenzberatung Anwaltskanzlei Westphal-Rohn, Bild ist entsprechend verlinkt

 

 

  • Anträge von Antragstellern auf Ständige Ausreise auf Privatreise ins nichtsozialistische Ausland? Auch das gab es. Ja, diese Anträge konnten genehmigt werden. Denn es gab auch vernünftige Westverwandtschaft; die den Betroffenen den Antrag auf Ständige Ausreise ausreden konnten. („Bleib´Zuhause.“)

 

 

Antrag auf Ständige Ausreise

 

Auswandern

Bildquelle: Freeimages, Bild ist entsprechend verlinkt

 

Antrag

Bildquelle: Tarife KomBus GmbH, Bild ist entsprechend verlinkt

 

 

  • Territoriale Schwerpunkte der Antragsteller: die Bezirke Dresden, Karl-Marx-Stadt, Berlin und Leipzig
  • Nur 1,9 Prozent der Ausreiseanträge wurde abgelehnt, nur bei 0,4 Prozent konnte das Zurückziehen des Antrages erreicht werden.
  • Ausführungen, dass zu gesellschaftlichen Höhepunkten(z.B. Pfingsttreffen) keine Ablehnungen ausgesprochen werden dürfen, dafür sich zu anderen Zeiten die Ablehnungen häufen. Das soll umorganisiert werden, um einen Ausgleich zu schaffen.

 

„Ich hatte mal so ’ne Idee, ne faule Idee natürlich gleich, ne? Alle diese Strolche die in den Kirchen jetzt immer sitzen, die Antragssteller, die uns da dann solch Theater machen, einfach in, aus der Kirche rauszune-, also wenn se rauskommen aus der Kirche zu nehmen und abzuschieben. Na, dann kommen se natürlich so ohne alles Andere da an die Grenze, nicht wahr, da gibt’s natürlich einen Riesenlärm, nicht, und deshalb ist die Idee nicht sehr gut, nicht wahr. Aber gut wäre es! [lacht] Schluss, die wollen alle raus. Na jut wäre det. Und det wäre für die auch ganz jut, wenn die da stehen, das is Arbeit damit, nicht wahr.

Andererseits können wir natürlich sagen, hier frei, als frei Denkender, man kann natürlich auch nicht, man kann natürlich och nicht jetzt hunderte, oder sagen wir mal, und, und, und tausende an einem Tag nehmen und stellt sie an eener Stelle raus, so, da sind sie alle. Dat heißt eine Auswanderungs-, äh, wie soll ich jetzt sagen, Episode zu schaffen, nicht wahr.

Also deshalb vermeiden diese, sondern klug und umsichtig arbeiten. Ich betone nochmals, Grundlage für die zu treffende Festlegung ist die konkrete und personenbezogene Einschätzung der politisch-operativen Lage im jeweiligen Verantwortungsbereich. Aber dazu erkläre ich, alle Strolche und gemeinen Leute, die meldet uns, und solche Dinge, dass ja der eene, der vier, drei, vier Mal vorbestraft war, nich, äh, ruff-, jemeldet habt, dann muss ich sagen, versteh ich überhaupt nich. Das wir uns jetzt mit dem befassen müssen. Der is unmöglich! Was soll denn der hier, wenn er vier, drei, vier Mal immer wieder weiter, oder wenn ick gloob sieben Mal, ich will nicht wissen, genau, isset schon überprüft [uverständlich], oder nicht? [Aus dem Hintergrund: Noch nicht endgültig überprüft] Man redet sogar von neunmal, die er… ja, so hei-, sage, sage, sage sieben bis neun Mal vorbestraft. Na, wat soll denn das, Mensch? Da verlieren wir doch gar nichts! Das eine uns-, sehr, sehr schlechte Arbeitsweise. Und wir schaffen uns politische, Zündstoff nur.“ Erich Mielke; Ausschnitt aus der Rede

Einerseits hat Erich Mielke Recht. Die in den Kirchen agiert haben, hätte man gleich abschieben und ihnen die Show stehlen sollen. Anderseits wurden die als „Strolche“ bezeichneten verharmlost und nicht als ernsthafte Gegner erkannt, die von der BRD aus, hauptsächlich von der Partei DIE GRÜNEN, finanziell und logistisch unterstützt worden sind.

  • Es wird dann doch auf Aktivitäten der Gegner eingegangen, aber die Gegner nicht näher festgestellt.
  • Erpressungsversuche von Ausreisewilligen in ausländischen Botschaften. Mit Ausnahme der BRD, gehen die ausländischen Botschaften nicht drauf ein. Die Betroffenen werden weggeschickt und später, auf dem Rückweg, festgenommen. Aber nicht wegen dem Botschaftsbesuch, sondern weil sie mehr auf dem Kerbholz haben. Ein anwesender Rechtswissenschaftler bestätigt Mielkes Ausführungen zu diesem Punkt.
  • Regelungen, wie mit den Erpressern weiter verfahren wird und dass sie nun einen Ausreiseantrag stellen können, der in der Regel positiv entschieden wird.
  • Da von der BRD aus eine Medienkampagne zum Thema Ausreiseanträge läuft, soll nun vorbeugend darauf hingewirkt werden, dass die Leute erst gar nicht Ausreiseanträge stellen. (War es da nicht bereits zu spät?)

 

Die ersten Leipziger Montagsdemos werden von Erich Mielke so gesehen:

„Ich verweise auch darauf, dass wir seit der Veröffentlichung der Reiseverordnung gleichfalls mit anderen öffentlichkeitswirksamen provokatorisch-demonstrativen Handlungen und Vorkommnissen, sowohl im Zusammenhang mit Anträgen auf ständige Ausreise, wie zum Beispiel die maßgeblich von reaktionären Kirchenkräften organisierte Zusammenrottung von circa 650 Personen in Leipzig, stimmt doch, ja, äh, als auch auf dem Gebiet des ungesetzlichen Verlassens der DDR konfrontiert sind, die vom Gegner immer massiver zur Forcierung seiner Hetz- und Verleumdungskampagne gegen uns ausgeschlachtet werden.“

Montagsdemo 1989
Montagsdemo 1989

Bildquelle: Lemo, Bild ist entsprechend verlinkt

 

 

Da ging es um mehr, als nur um Ausreiseanträge. Die Montagsdemos als „Zusammenrottung“ zu bezeichnen ist eine Verharmlosung, bzw. Nichterkennen des Ernstes der Lage. Da hatten die Westmedien gewiss genügend „Futter“.

 

  • Weitere Ausführungen zur vorbeugenden Arbeit, wofür es wahrlich zu spät war und zum Umgang mit den Antragstellern.

 

Erich Mielke erzählt vom Fall eines Lehrers, der einen Ausreiseantrag gestellt hat. Er schildert Zustände in dieser Schule, wo die Schüler bereits früh Alkohol trinken. (Oh Mann, was für Zustände.)

schlechter Unterricht

Bildquelle: Cliparts.onl, Bild sit entsprechend verlinkt

 

Ein wichtiger Punkt ist der arbeitsrechtliche Aspekt der betroffenen Antragsteller

In der Regel sind sie entlassen worden und standen ohne Arbeit da. Nun ja, eine Übung für das spätere Leben in der BRD. Aber trotzdem kritikwürdig. Erich Mielke geht auf dieses Problem ein und sagt, dass Entlassungen nur aufgrund des Ausreiseantrages nicht rechtens sind. Also nicht für Lieschen Müller und Otto Normalo. Ausnahmen gibt es da für Vertrauensstellungen, Chefposten usw. und natürlich wenn gewöhnliche Gründe für die Entlassung vorliegen. Aber da musste ja was Schwerwiegendes vorliegen, da es im Normalfall in der DDR keine Entlassungen gab, wie wir es heute kennen.

Arbeit

Bildquelle: Fotosearch, Bild ist entsprechend verlinkt

 

Zu dieser Frage wurden Orientierungen des Obersten Gerichtes, des Generalstaatsanwaltes der DDR, des Staatssekretariates für Arbeit und Löhne und des Bundesvorstandes des FDGB zur einheitlichen Behandlung arbeitsrechtlicher Probleme, die sich bei Anträgen auf Ständige Ausreise ergeben. Also wurde das Problem erkannt und es sollte was dagegen unternommen werden. §

Erich Mielke sieht dieses Problem nicht und sieht nur Banditen und Faullenzer, die sogenannten „Asozialen“. Voller Überzeugung spricht er dazu im Berliner Dialekt:

Da sollten se mal die auch gleich noch rin nehmen, die immer dauernd ohne Arbeit sind, nicht wahr, ohne arbeitsrechtliche Verhältnisse, die sollte man gleich noch mit rin nehmen. Der die Verbindung hat da, mit dem, die det bearbeiten, soll mal denen det sagen, sollen se och mal gleich aufgreifen. Der größte Teil, die waren alle ohne Arbeit, die wir hier alle gestellt haben, da.“

An den Arbeitsplätzen der Antragsteller soll auch der Zurückdrängungsprozess stattfinden. Wie denn, wenn die ausgegrenzt und entlassen worden sind?                            Auch wenn dies nicht so sein soll. Erich Mielke gibt darauf gar nichts und sagt dazu:

„Naja, diese Schufte zum Teil, da kannste noch so qualifiziert sein, die überzeugste nicht, nicht wahr. Das wissen wir doch! Sonst müssten wir ja mehr Erfolge haben. Und im Prozess, der zuviel, in, in dem Prozess der Zurückdrängung.“

Erich Mielke weist auch darauf hin, dass viele von sich aus ihren Arbeitsplatz kündigen und bei privaten oder kirchlichen „Arbeitgebern“ anfangen zu arbeiten, weil sie so der staatlichen Einflussnahme entgehen wollen. Aber was ist mit denen, die einer Entlassung zuvorkommen wollen?

Mielke stellt die Frage nach den Arbeitsämtern. Er hat noch nicht bemerkt, dass die Arbeitsämter schon damals an ihre Grenzen kamen und nicht mehr alle vermitteln konnten. Auch wenn sie keine Ausreiseantragsteller waren und z.B. nach einem befristeten Arbeitsverhältnis einen Anschlussarbeitsplatz suchten.

  • Einsatz gesellschaftlicher Kräfte und IM zur Zurückdrängung der Ausreiseersuchen und Unterbindung von „Demonstrativ-Handlungen“(Demonstrationen)
  • Weitere Ausführungen zum Einsatz von IM in diesem Bereich.

Da war doch bereits alles zu spät. Diese Leute von Partei(en) und Organisationen sind verlacht, im schlimmen Falle angegriffen worden.

 

 

Rückkehrersuchen

 

Rückkehr

Bildquelle: Dreamstime, Bild ist entsprechend verlinkt

 

  • Entsprechend einer zentralen Entscheidung soll mehr Rückkehrersuchen stattgegeben werden.

 

Erich Mielke erachtet als Gradmesser für deine diesbezügliche Entscheidung den politischen und ökonomischen Nutzen für die DDR. Das heißt im Umkehrschluss, dass Gestrauchelte, Opfer den kapitalistischen Gesellschaftsordnung, wie Arbeitslose oder nur kurzzeitig Beschäftigte keine Chance haben. Wer „ökonomisch wertvoll“ ist, hat in der BRD und Westberlin seinen Arbeitsplatz gefunden(z.B. Facharbeiter). Die wollten gewiss nicht zurückkehren. Und „politisch wertvoll“? Diesen Wert wollte man nicht erkennen, indem man die Gestrauchelten und Opfer der kapitalistischen Gesellschaftsordnung integriert hätte. Diese wurden als „asozial“(„ökonomisch wertlos“) zurückgeschickt. Womöglich in die Arme der westlichen Geheimdienste. Was war das für eine Rechnung eines Geheimdienstchefs?

Das die Sicherheitsinteressen gewahrt werden müssen, ist selbstverständlich. Dann geht es wieder um die Persönlichkeit der Rückkehrwilligen. Wie bereits an anderer Stelle ausgeführt, hatte man „Lieschen Müller“ und „Otto Normalo“, die sich nicht so gut ausdrücken konnten, als unwichtig erachtet und so keine tiefergehenden Ermittlungen geführt wurden, im Regelfall keine Chance.

„Au, ansonsten bleibt der Grundsatz, nicht wahr, der der uns, ah, den Rücken gekehrt hat, der soll auch bleiben wo er ist, dann hier. Wenn er nicht, keene Bedeutung hat für uns. Denn zurückkommen wollen ’ne ganze Menge miese Säcke, da kannste, is klar, nicht wahr?“ Zitat aus der Rede von Erich Mielke.

Während man beim Brief von Erich Mielke vom 08.03.1985 vermuten kann, dass er diesen nicht selbst aufgesetzt, sondern nur unterschrieben hat, so erkennt man bei seinem Referat vom 28.04.1989, dass er überzeugend vorträgt, dass er die Rückkehrwilligen ablehnt.

Nicht gerade ermutigend und steht im Widerspruch dazu, dass man doch die Leute unbedingt in der DDR halten will.(zurückdrängen) Haben es doch welche geschafft in die BRD oder Westberlin zu gelangen und gemerkt, dass es doch nicht das Richtige ist und zurückkommen wollen, werden nun von Erich Mielke als „miese Säcke“ bezeichnet und ihre Rückkehr abgelehnt. Die Rückkehrwilligen hatten doch Angehörige in der DDR. Nun ja, da gab es einen Multiplikator-Effekt. Nun sind auch diese endgültig ins Lager der Gegner übergelaufen und stellten nun auch einen Ausreiseantrag. Die Fehlrechnung eines Geheimdienstchefs.

Leben unter der Käseglocke

Bitte auf das Bild klicken, da findet man weitere Ausführungen zu Mielkes Brief vom 08.03.1985 Es gibt dazu auch einen Power Point-Vortrag

 

  • Mielke informiert darüber, dass die prinzipielle Sprechererklärung des MfAA(Außenministerium der DDR) vom 5. April 1984 nicht aufgehoben wird, dass die Rückkehrersuchen grundsätzlich abgelehnt werden. Nach dem Motto § 2 hebt § 1 auf, hat die neue Richtlinie keinen Wert.

 

Provokatorische Angriffe auf die Staatsgrenze der DDR, insbesondere von Westberlin aus

 

DDR-Grenze

Bildquelle: Geschichte zu Fuß Baden-Württemberg, Bild ist entsprechend verlinkt

 

  • Versuchtes illegales Verlassen der DDR von Antragstellern                                                  Die hatten keine Geduld abzuwarten, bis ihr Antrag genehmigt wird.
  • Angriffe auf die Staatsgrenze der DDR aus dem Inneren heraus
  • Mielke informiert über den Medienrummel aus dem Westen und spektakuläre Aktionen des illegalen Verlassens der DDR(z.B. Überfliegen mit Ballons)

 

Ballonfahrer

Bildquelle: Der Lernerfolg.de Blog, Bild ist entsprechend verlinkt

 

  • Mielke erklärt die Berechtigung des Anwendens der Schusswaffe durch Grenzsoldaten gegen Grenzverletzer

 

Auf dieses Zitat reduzieren die „Aufarbeiter“ der Geschichte diese Rede von Erich Mielke. Die anderen Punkte verschweigen sie. Zugegeben, Erich Mielke hat seine Rede mit schwarzem Humor aufgelockert. Doch deshalb darf man die anderen Themen und Punkte nicht verschweigen. Hier wäre ein Arbeitsfeld für die Geschichtsforschung. Darum muss ich das mit meinen bescheidenen Mitteln tun, was die „Aufarbeiter“ unterlassen(P.R.)

Ich will überhaupt noch etwas sagen, Genossen. Wenn man schon schießt, dann muss man das so machen, das nicht der Betreffende noch ver-, wegkommt, sondern dann muss er eben dableiben bei uns. Ja, so ist die Sache! Wat is’n dat, siebzig Schuss loszuballern, und der rennt nach drüben, und die machen ne Riesenkampagne. Da ham se recht, Mensch! Wenn er so mies äh, so schießt. Soll’n se ne Kampagne machen, das alles, äh, wie hat der gesagt, Hans Albers? Schei-, Schießer, Scheißer sein… [lacht] Der Film [unverständlich]… Entschuldigt bitte. Kann man ruhig n’bißchen lustig machen, dat is doch klar. Na hör mal zu, Mensch! Das is doch wirklich… manchmal ist doch das…

Naja gut denn, also ihr wisst jetzt Bescheid, nicht wahr, und dann ist natürlich klar, es hat ja keenen Zweck uff eenen zu schießen, wenn er nach drüben kommt, nich wahr, dann kommt er rüber und is sowieso n’Antragssteller und so, wat hat es, für nen, so’n Sinn. Ja, wat hat’s für’n Sinn, man muss doch fragen? Wo noch etwas mehr revolutionäre Zeiten waren, da war et nich so schlimm, aber jetzt nachdem alle so neue Zeiten sind, muss man, den neuen Zeiten muss man Rechnung tragen [lacht].“ Zitat von Erich Mielke aus der Rede, das nun „Futter“ für die „Aufarbeiter“ ist.

 

  • Erich Mielke verweist auf seinen Stellvertreter Generalleutnant Neiber bezüglich der Einschätzung der Lage zum illegalen Verlassen der DDR über die Staatsgrenze zu Westberlin und zur BRD und mahnt gründliche Auswertung an.   Es folgen noch weitere Ausführungen zu diesem Thema.
  • Erich Mielke regt an nicht verlässliche Familien aus dem Grenzgebiet umzusiedeln. Und das bereits 1989.

 

Allgemeine Lageeinschätzung

 

Nun geht Mielke zur allgemeinen Lageeinschätzung über. Hier ein Zitat, womit er Recht hat. Allerdings hat er nicht erkannt, dass die Stabilität der DDR längst bröckelte.

„Sicherheit und Stabilität der DDR, das ist nicht nur eine Frage des Schutzes und der Sicherung der Sch-, Errungenschaften unserer Werktätigen in der vierzigjährigen Geschichte der Republik, sondern auch ein schei-, ein, ein, ein entscheidender Faktor des Friedens und der Sicherheit des Sozialismus in Europa. Auch deshalb nimmt unsere Republik im K-, Kalkül des Gegners eine Schlüsselrolle ein. Und weil das so ist, deshalb ereifert er sich besonders gegen alles, was der Stärkung und Sicherung unserer sozialistischen Staats- und Gesellschaftsordnung dient.“ Zitat von Erich Mielke aus der Rede

 

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Bildquelle: Energienpoint.de, Bild ist entsprechend verlinkt

 

Als Schlusswort liest Mielke einen Text von Gorbatschow vor. Er betont, dass er das nur vorliest. Also nicht bewertet und keine Stellung dazu bezieht. Damit will er sagen, dass er Veränderungen gegenüber nicht abgeneigt ist. Die Veränderungen sollten in Richtung besseren Sozialismus gehen.

Erich Mielke hatte nicht erkannt, dass die Konterrevolution kurz bevorstand, als er sein Referat vorgetragen hatte.

 

gerupfter Ährenkranz Kopie

Bild: Fundstück auf Facebook

 

Lagebericht zum Grenzgebiet(Staatsgrenze West) im Jahre 1961

 

Das Äußere des Dokuments

 

Es ist eine Durchschlagskopie(Kohlepapier). Der Inhalt sieht entsprechend alt und echt aus. Aber am Anfang und am Ende ist das Dokument verfälscht worden. So ist oben mit neuerer Schreibmaschinenschrift „Bezirksverwaltung Karl-Marx-Stadt   Operativstab“ eingesetzt worden. Am Ende ist die Unterzeichnung eingesetzt worden, ebenfalls mit der neueren Maschinenschrift. „-Leiter des Operativstabes- (Bartel)Hptm.“ . Eine Unterschrift ist auch vorhanden. Warum die Einsetzungen vorgenommen wurden, ist nicht ersichtlich. Vermutlich, um das Dokument als „Stasi-Akte“ in der antikommunistischen Propaganda „interessanter“ zu machen.

 

Der Inhalt

 

Das Dokument ist am 23.12.1961 in Karl-Marx-Stadt erstellt worden.

Zunächst wird vermerkt, dass sich die Lage an der Staatsgrenze wenig verändert hat. Dass zu politischen Fragen wenig Stellung genommen wird und wenn noch, dann nur vorsichtig diskutiert wird.

Eine allumfassende Auswertung der 10. Tagung der Bezirksleitung „unserer Partei(Da ist wohl die SED gemeint.) erfolgte in den Grenzgemeinden noch nicht. Es gab nur vereinzelte Diskussionen zu den kadermäßigen(personellen) Veränderungen in der Bezirksleitung. Dabei kam oftmals zum Ausdruck:

„Überall dort, wo Walter Ulbricht auftaucht, wird tüchtig aufgeräumt. – Warum musste aber erst er kommen, um die Fehler und Mängel aufzudecken?“

In der Gemeinde Grobau, Kreis Plauen wurde die Ablösung des Genossen (…) begrüßt, da er dort immer überheblich aufgetreten wäre. Er sollte erst mal LPG-Vorsitzender werden, um einmal zu erfahren, wie die alltägliche Praxis wirklich aussieht.

Die Bevölkerung ist über die Sperrzeit ab 21:00 Uhr unzufrieden. So sagen Einige, dass man sich nichts vornehmen könnte, z. B. dass man bei einem Gaststättenbesuch am Abend nicht in Ruhe sein Bier trinken könne. Diese Diskussionen gab vor allem an der Staatsgrenze West des Kreises Oelsnitz.

Unzufriedenheit gab es auch darüber, dass man kein West-Fernsehen sehen durfte und angeordnet wurde das entsprechende Teil aus den Fernsehgräten auszubauen. Als Lösung dieses Problems und anderer Fragen gab es die Antwort: „Siedelt doch aus“.

Aufgrund der Sicherungsmaßnahmen entlang der Grenze ergaben sich für verschiedene LPGs Umstellungen in der Verrichtung ihrer Feldarbeiten, wobei die Frage der Arbeitskräfte eine Rolle spielte.

So hat z.B. die LPG Possek Kreis Oesnitz den größten Teil der Felder, auf etwa 14 km Länge, an der Westgrenze. Durch die Sperrung einiger Straßen und Wege sowie die Anordnung zu m Verlassen der Felder bei Einbruch der Dunkelheit, erhöht sich der Arbeitsaufwand. Um weitere Arbeitskräfte für die LPG zu gewinnen, wurde in Posseck eine Kommission gebildet, die diesbezüglich mit zur damaligen Zeit auswärts arbeitenden Leuten zu sprechen.

Schwierigkeiten gab es beim Verkauf der zurückgelassenen Rinder der umgezogenen Personen. Von den einzelnen LPGs wurden Tiere übernommen, in der Annahme, dass sie dafür den Soll-Preis zu zahlen haben. Es wurde aber der sollfreie Aufkaufpreis gefordert, was z.B. die LPG Großzöbern Kreis Plauen eine Summe von 60 000,- DM und für die LPG Ruderitz Kreis Plauen 30 000 DM(hier war ein Tippfehler. Der Betrag wurde mit Tinte handschriftlich eingesetzt.)(Bis 1964 hieß die Währung der DDR auch DM.) Derartig(für die damalige Zeit) hohe Summen waren in den LPGs nicht eingeplant. Seitens des Rates des Bezirks wurden mit dem Ministerium für Landwirtschaft, Erfassung und Forstwirtschaft verhandelt, um die Frage der Bezahlung zu klären. Laut Ministerratsbeschluss mussten die Verkäufer die sollfreien Aufkaufpreise erhalten.

Die grobe Vernachlässigung der Wachsamkeit der Grenzsoldaten in der Grenzkompanie Heinergrün Kreis Oelsnitz wurde bemängelt. So entfernten sich in der Nacht vom 05. Zum 06.12.1961 z.B. 4 Soldaten, die an der Grenze ihren Dienst zu verrichten hatten, vorzeitig von ihrem Postenbereich und begaben sich zur Kompanie. Dort verbrachten sie die restliche Zeit in der Autogarage.

Die Tätigkeit des Gegner, z.B. Bundesgrenzschutz, Streitkräfte der USA, verlief im Berichtszeitraum im üblichen Rahmen. Es wurden Aufklärungsflüge mit Hubschraubern und Flugzeugen durchgeführt. Die Bewegung der Fahrzeuge war im Allgemeinen gering und es wurde auch keine besondere Postentätigkeit beobachtet.

Lediglich der Westdeutsche Zoll(zur damaligen Zeit bezeichnete die DDR die BRD als Westdeutschland) hatte seine Streifen verstärkt, wozu Angehörige des Zolls aus Naila und Hof zum Grenzdienst eingesetzt wurden, die mit dem VW-Bus zum 8 Stundendienst an die Grenze kamen.

 

Bestandsaufnahme: Gründe für Republikflucht im Jahre 1956

Die Bestandsaufnahme beginnt mit einer Statistik.

r-f-statistik-1956-2

 

Bestandsaufnahme Republikflucht im November 1956

 

Es werden verschiedene Berufsgruppen aufgeführt und vermerkt, dass die Anzahl der Republikfluchten zurückgegangen ist. Auch bei den Oberschülern und Studenten hat sich die Anzahl der Republikflüchtigen im November 1956 vermindert. Es wird aber vermerkt, dass trotzdem bei dieser Personengruppe die Republikfluchten zugenommen haben. Dies wird auf die negative Beeinflussung der versuchten Konterrevolution in Ungarn zurückgeführt. Als Schwerpunkte werden die Universitäten Rostock, Berlin, Halle und Leipzig genannt.

Es wird eine Zahl der BRD-Zeitung „Die Welt“, die nicht DDR-freundlich ist,  vom 04.12.1956 genannt. Dass auch die „Welt“ veröffentlicht hat, dass sich die Republikfluchten vermindert haben, wird vermerkt.

Der „Bundesvertriebenenminister“ Oberländer wird zitiert. Oberländer erklärt den Rückgang der Republikfluchten damit, dass unter der Bevölkerung der DDR(von Oberländer „Zone“ genannt) die Auffassung von einem „politischen Tauwetter“ vorhanden sei und dass die Kontrollen in Berlin verschärft worden wären und wegen des bevorstehenden Weihnachtsfestes die Leute es vorziehen würden zu Hause zu bleiben.

Eine weitere Vermutung für den Rückgang der Republikfluchten ist das Ansteigen der Arbeitslosenzahlen in Westberlin und der BRD, damals als Westdeutschland bezeichnet. Dazu wird die Zeitung „Der Tag“ vom 07.12.1956 zitiert.

Laut eines Zitats des „Tagesspiegel“ werden die konterrevolutionären Ereignisse in Ungarn und Polen für den Rückgang der Flüchtlingszahlen genannt. Ebenso, dass diese Tendenz noch anhalten würde. Daraus kann man schlussfolgern, dass viele bereits damals auf die Konterrevolution in der DDR hofften.

Als ein Grund für die Republikfluchten wird vermutet, dass viele Menschen sich in der BRD(Westdeutschland)ein besseres Leben erhoffen. Die Beeinflussung durch verwandtschaftliche u.a. Verbindungen von DDR-Bürgerinnen und –Bürgern nach dem Westen und Westmedien werden aufgeführt.

Der Hetzsender RIAS wird zitiert. In einer Sendung vom 10.12.1956 behauptete dieser Sender, dass bei der Bundespost und Bundesbahn Arbeitskräftemangel herrschen würde. Auch dass viele Fabriken händeringend Arbeitskräfte suchen würden, wurde in dieser Sendung behauptet.

„Der Tag“ vom 19.12.1956 berichtete von einer Arbeitszeitverkürzung in der Eisen- und Stahlindustrie der BRD(Westdeutschland).

Der „Kurier“ veröffentlichte am 19.12.1956 einen Artikel zum Jahresbericht des Bundeswirtschaftsministeriums. Der damalige Wirtschaftsminister der BRD, Erhard wird zitiert. Es wird vom damaligen hohen Lebensstandard in der BRD berichtet und eine weitere Erhöhung vorausgesagt. Erhard macht Ausführungen zum Anstieg des Massenverbrauchs und dass es den Leuten so gut geht, dass breite Teile der Bevölkerung Geld für Güter des gehobenen Bedarfs und Reisen ausgeben.

Zur damaligen Zeit herrschte das Wirtschaftswunder in der BRD und Erhard gilt als dessen Vater. Der Marshallplan leistete einen wichtigen Beitrag zum wirtschaftlichen Aufschwung in der BRD nach dem II. Weltkrieg. Die geschah nicht uneigennützig. Wie wir hier sehen, sollten die Leute in den damaligen sozialistischen Ländern, insbesondere der DDR, glauben, dass der Kapitalismus das überlegenere Wirtschaftssystem ist. Das ist ja auch gründlich gelungen.

Als nächstes wird in der Bestandsaufnahme der Mangel an Krankenschwestern in der BRD(Westdeutschland) benannt. Dazu wird die Zeitung „Die Welt“ vom 05.11.1956 zitiert.

Als eine weitere Methode die Menschen aus der DDR zu locken wird die Propagierung von sozialen und anderen Vergünstigen benannt. Außerdem werden Gerüchte, welche die Bürgerinnen und Bürger der DDR in die Irre führen, benannt.

Im „Tagesspiegel“ vom 07.12.1956 wird über Sozialleistungen für Flüchtlinge aus der DDR berichtet.

Ein geplanter neuer Tarifvertrag für Postangestellte in der BRD wird genannt, der finanzielle Verbesserungen in Aussicht stellt.

Extra-Sozialleistungen eines Werkes der Fa. Siemens in München, für aus der DDR geflüchtete Ingenieure, Fernmeldemonteure und Mechaniker werden dargelegt. Wir wissen, dass kein Kapitalist etwas verschenkt. Das war eine Investition, um die DDR „auszubluten“. Seit 1989/90, als es vorbei war mit der DDR, zeigen die Kapitalisten wieder ihr wahres Gesicht.

Ein Gerücht, das im VEB Großzössen/Borna/Leipzig im Umlauf war, ist vermerkt worden. Es beinhaltete, dass in der BRD(Westdeutschland) dringend Facharbeiter gesucht würden. Neben einer Gehaltszahl wird die Garantie für eine Wohnung nach 4 wöchiger Beschäftigung genannt.

Weitere Gründe für Republikfluchten waren die „Spekulation“ zur Durchsetzung von staatlicher Unterstützung seitens der DDR. „Arbeitsscheue“ werden genannt(in diesem Fall, nach heutigem Verständnis würden diese Leute Sozialbetrug begehen) und Leute, die Druck machen, um eine Wohnung zu bekommen.

Die Verschickung von Hetzschriften aus dem Westen, die Stellenangebote beinhalten, ging zurück und hörte bald ganz auf.

 

Gründe und Ursachen für die Republikflucht

 

 

 

  • Persönliche und familiäre Gründe

 

  • Beeinflussung durch Verwandte und Bekannte aus Westberlin und der BRD(Westdeutschland)

 

  • Bürokratische Arbeitsweise von einzelnen Verwaltungsangestellten der staatlichen Institutionen der DDR

 

  • Wohnungsangelegenheiten

 

  • Abwerbung

 

 

Es fehlen in fast allen Fällen die konkreten Hinweise, so dass es sich in der Mehrzahl um Vermutungen handelt.

 

Es folgt eine Fallsammlung von Republikfluchten.

 

Interessant ist der Grund Wohnraumschwierigkeiten für die Republikflucht.

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Da es sich hier um eine echte Notlagen handelt, weswegen die Menschen republikflüchtig wurden, wird hier auf die aufgeführten Fälle eingegangen.

 

Der Ingenieur(..) war kürzlich aus der Haft entlassen worden und leistete eine zufriedenstellende Arbeit. Mit seiner Frau bewohnte er ein nicht heizbares Zimmer und konnte trotz aller Bemühungen keinen anderen Wohnraum bekommen. Deshalb verließ er die DDR.

Der Lehrer(..) wurde republikflüchtig. Aus der BRD(Westdeutschland) teilte er mit, dass ihm seit Jahren eine Wohnung versprochen worden sei, weil seine Wohnung von der Wohnraumlenkung als unbewohnbar anerkannt worden war. Außerdem hätten sich zwei Angestellte vom Rat des Kreises Eisenberg bei einer Wohnraumbesichtigung ungebührlich benommen.

Ein Jugendlicher aus dem Kunstfaserwerk „Wilhelm Pieck“ in Rudolstadt wurde republikflüchtig, da er es nicht aushielt mit seiner Schwester und seinen Eltern in einem 15 qm großen Zimmer zu schlafen. Das bombengeschädigte Haus konnte wegen Materialmangel bisher nicht wieder repariert werden.

Der Vermessungsingenieur (…) war beim Vermessungsamt in Schwerin-Nord beschäftigt. Da er in Schwerin keine Wohnung bekam und ständig von seiner Familie getrennt leben musste, verließ er die DDR. Außerdem war seinem Sohn die Aufnahme an der ABF(Arbeiter und Bauern-Fakultät) abgelehnt worden.

 

Bei den Republikfluchten wegen Wirtschaftlicher Schwierigkeiten, persönlicher und familiärer Gründe geht es um die Existenz, teilweise um echte Notlagen.

Bei selbstständigen Geschäftsinhabern geht es um die Existenz wegen Steuerangelegenheiten und mangelhafter Warenanlieferung.

Ein Mauerer verdient in der BRD(Westdeutschland) mehr. Auch Rentner arbeiten in der BRD, um sich etwas hinzu zu verdienen.

Die Warnow-Werft in Rostock wird benannt. Dort konzentrieren sich die Republikfluchten hauptsächlich im Schiffbau und in der Schweißerei. Es fehlt an Arbeitsmaterial. Es gibt viel Wartezeit und qualifizierte Facharbeiter werden z.B. als Kabinenreiniger eingesetzt, wodurch sie finanzielle Einbußen erleiden.

Die (..) ist kränklich und wurde bisher von ihrer Tochter unterstützt, die Anfang des Jahres republikflüchtig wurde. Die (..) wollte deshalb zu ihrem Sohn im demokratischen Sektor von Berlin(so wurde damals die Hauptstadt der DDR genannt) ziehen. Obwohl zusätzlicher Wohnraum nicht erforderlich war, wurde der Zuzug nach Berlin nicht genehmigt(in der DDR und anderen sozialistischen Ländern war für Großstädte, aufgrund der angespannten Wohnungssituation, eine Zuzugsgenehmigung erforderlich)Die Betroffene wurde als fortschrittlich eingestellte Frau geschildert. Aufgrund ihrer Notlage verließ sie die DDR, um zu ihrer Tochter in die BRD(Westdeutschland) zu ziehen.

Ein Bauer konnte seine Wirtschaft nicht mehr allein bewältigen, da seine Frau gelähmt ist. Seinen Sollverpflichtungen kam er stets nach. Darum verließ dieser Bauer mit seiner Frau die DDR und zog zu seinen Verwandten in die BRD(Westdeutschland).

 

Während man für Notlagen Verständnis aufbringen kann, sind die Republikfluchten wegen feindlicher Einstellung zu verurteilen.

Der Schäfer(..) hatte die Schafe der LPG verhungern und verdursten lassen und wurde deshalb republikflüchtig. Was ist das für ein Schäfer, der so mit seinen Tieren umgeht? In der BRD kann doch ein Schäfer auch nicht so handeln. Nach seiner Flucht schrieb der Schäfer einen Brief an 2 Traktoristen, in dem er die Empfänger um Bestätigung seiner Schädlingsarbeit in der DDR bat, um damit politische Anerkennung zu erlangen.

Der Grundschullehrer(..) hatte enge Bindung mit der Kirche. Er untersagte seinen Schülern, das Buch „Weltall, Erde, Mensch“ zu lesen. Dafür sollte er zur Rechenschaft gezogen werden. Er flüchtete.

Der Lehrer (..) war streng katholisch und stand der Jugendweihe ablehnend gegenüber und ließ den Kirchenchor in der Schule singen. Der Abschnittsbevollmächtigte(zuständiger Polizeibeamter für das Wohngebiet)untersagte diese kirchlichen Veranstaltungen in der Schule(Kirche war in der DDR Privatsache und hatte nichts in der Schule zu suchen.) und forderte den (..) schriftlich zu einer Vernehmung auf. Der Lehrer entzog sich dieser Vernehmung durch Republikflucht.

Der selbständige Kaufmann (..) führte öffentlich Hetzreden gegen die DDR und betrieb Mordhetze gegen Funktionäre(ob Politiker oder hauptamtliche Parteiarbeiter, ist nicht erwähnt). (Heute sind z.B. zurückdatierte Todesdrohungen mit der Meinungsfreiheit abgedeckt und werden nicht strafrechtlich verfolgt. )Dem Abschnittsbevollmächtigten(zuständiger Polizeibeamter für das Wohngebiet)schlug er während einer Diskussion ins Gesicht und flüchtete deshalb aus Angst vor Bestrafung in die BRD(Westdeutschland).

Ein Bauer hatte noch nie sein Ablieferungssoll erfüllt und ließ sein Vieh verhungern. Durch Republikflucht hat er sich der Verantwortung entzogen. Was für Vorstellungen solche Leute von der BRD hatten, ist unerklärlich. Auch in der BRD kann kein Bauer sein Vieh verhungern lassen.

Ein Angehöriger der faschistischen Polizei war der Meinung, dass er in der BRD(Westdeutschland) aufgrund seines früheren Berufs Pension erhalten würde und ging zu seinen Verwandten in die BRD. Vermutlich bekam er die Pension tatsächlich.

Ein Werkzeugmacher, ein guter Facharbeiter wollte sich finanziell verbessern. Er meldete sich als Schnittemacher. Die Umbesetzung wurde mir Ausreden hinausgeschoben und seine berufliche Veränderung schließlich abgelehnt. Daraufhin wurde er republikflüchtig und schrieb aus der BRD(Westdeutschland), dass er eine Arbeitsstelle erhalten habe, wo er nun mehr verdient, als in der DDR.

 

Dann gab es noch einige Republikfluchten im Zusammenhang mit der versuchten Konterrevolution in Ungarn.

 

Außer den echten Notlagen und gravierenden Existenzeinbußen, kann es kein Verständnis für die Republikfluchten geben.

Mit dem damaligen Wirtschaftswunder in der BRD und dem wirtschaftlichen Aufschwung durch den Marschallplan, konnte die DDR nicht mithalten. So erschien der Kapitalismus als das wirtschaftlich überlegenere System.

Seit Ende der DDR und des Sozialismus in Osteuropa, zeigt der Kapitalismus wieder sein wahres Gesicht.


 

Noam Chomsky zum Marshallplan:

siehe auch Beitrag im Schwesterblog


 

Das Dokument im Ganzen:

Fallsammlung und Strategiesuche: Kriminelle und Spione unter den Übersiedlern

 

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In den 1950er Jahren war es einfach in die DDR überzusiedeln, bzw. wieder zurückzukehren. Diesen Umstand nutzten die westlichen Geheimdienste, um Agenten einzuschleusen.

Am 27.09.1959 stellte das MfS eine Fallsammlung und einen Bericht zu der Einschleusung von gegnerischen Agenten unter den Übersiedlern zusammen. Es waren oftmals Kriminelle aus der DDR, die sich durch Republikflucht der Verantwortung entzogen. Dann kehrten sie wieder zurück, oftmals nun als durch westliche Geheimdienste angeworbene Agenten.

Beim MfS suchte man nach einer Strategie diesem Problem Herr zu werden.

Nach der Errichtung des Antifaschistischen Schutzwalls wurden sehr strenge Maßstäbe bei der Überprüfung und Auslese der Übersiedlungswilligen, angelegt. Nach den Erfahrungen aus den 1950er Jahren durchaus verständlich. Doch aus dem in dieser Sammlung geschilderten Fall Bumerangeffekt hatte man nicht gelernt. Bis zum Ende hatte man Übersiedlungswillige, aus verschiedenen Gründen als asozial abgestempelt und abgeschoben. Da man in den Aufnahmeheimen, zumindest am Ende im Aufnahmeheim Röntgental schwarze Psychologie anwandte, waren die abgelehnten Übersiedlungswilligen, die wieder in die BRD und Westberlin abgeschoben worden waren, verzweifelte Menschen. So waren sie eine leichte Beute für die westlichen Geheimdienste.

 

 

Fallsammlung:

 

 

Die nachfolgenden Fälle wurden vom MfS nun als Beispiel vorgestellt, um eine bessere Strategie zu entwickeln die Methoden der gegnerischen Geheimdienste aufzudecken und für die Abwehr auszunutzen. Es wurde sich gegen eine voreilige Festnahme ausgesprochen, damit auch die Hinter- und Verbindungsleute entdeckt werden. Also hier wurde auch über eine Strategieverbesserung nachgedacht.

 

 

 

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Dokument Seite 16

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Eine weitere operative Bearbeitung, wie es im Geheimdienstdeutsch heißt, hätte laut diesem Papier, an dem neuen Wohnort der Verdächtigen stattfinden sollen, damit mehr Beweise zusammengetragen worden wären. Das fand später keine Berücksichtigung, als man zur strengeren Auslesemethode in den Aufnahmeheimen überging.

 

 

 

Der Fall Spionageauftrag in der Flugzeugindustrie

 

Dieser Mensch, von Beruf Betonbauer, hatte Lohngelder unterschlagen. Er entzog sich der Verantwortung und wurde im August 1957 republikflüchtig.

In Westberlin durchlief er die Sichtungsstellen der westlichen Geheimdienste, wo er Angaben über wichtige Bauobjekte der Flugzeugindustrie, die von der(Name der Firma in der Akte geschwärzt)ausgeführt worden sind, machte.

Anfang Mai 1959 nahm er Verbindung mit einer Dienststelle des englischen Geheimdienstes in Berlin Charlottenburg, Olympia-Stadion, auf. Er wurde unter dem Decknamen „Walter“ von dem Mitarbeiter „Dirksen“ zur Spionagetätigkeit angeworben.

Dieser Mensch bekam den Auftrag, eine Arbeitsstelle in der Flugzeugindustrie im Raum(Ortsname in der Akte geschwärzt)anzunehmen und in der Folgezeit Spionageaufträge innerhalb der Flugzeugindustrie durchzuführen. Nach gegebener Zeit sollte er sich in Westberlin telefonisch bei der englischen Dienststelle melden. Aus diesem Grunde erhielt er die Telefonnummer 93 51 40.

Am 13.05.1959 meldete sich dieser Mensch auftragsgemäß auf der Volkspolizei-Inspektion Berlin-Mitte unter dem Namen Walter Conrad und bat um Aufnahme in die DDR. Auf Grund seiner widersprechenden Angaben wurde er dann festgenommen.

 

Der Fall Herumtreiberin

 

Diese Frau hatte sich bereits kurz nach Schulentlassung mit Männern, die sie kennenlernte, herumgetrieben. Darunter waren auch Angehörige der Roten Armee.

In der DDR hatte sie ihren letzten festen Wohnsitz.

Im Juli 1957 war sie zu einem Kinobesuch in Westberlin. Dort lernte sie einen amerikanischen Sergeanten kennen. (Dessen Name ist in der Akte geschwärzt.) Er war zum damaligen Zeitpunkt 22 Jahre alt. Seitdem hatte diese Frau laufend Verbindung zu dem amerikanischen Sergeanten und übernachtete auch bei ihm in dessen Unterkunft in Tempelhof, Kolumbiadamm.

Am 14.03.1959 flog sie zusammen mit ihrem amerikanischen Freund von Westberlin nach Kaiserslautern. Er sagte ihr, das er dort eine mehrtägige Tagung im amerikanischen Hauptquartier hat. Sie wohnte ca. 3 – 4 Wochen zusammen mit ihm in einem Zimmer in einer amerikanischen Kaserne. Bereits während des Fluges nach Westdeutschland(damals bezeichnete die DDR die BRD noch als Westdeutschland)nahm er ihr den DDR-Ausweis weg.

In Kaiserslautern machte ihr amerikanischer Freund sie mit einem amerikanischen Offizier des CIC bekannt. Bei diesem handelte es sich angeblich um den Major(Name in der Akte geschwärzt). Nach mehrmaliger Unterhaltung wurde sie am 22.03.1959 zu ihm ins Zimmerbestellt, wo er sein Angebot, für ihn zu arbeiten, wiederholte. Sie erklärte sich dazu bereit, für den CIC zu arbeiten und erhielt sofort 25 $ und 100,- Westmark(DM) als sogenanntes Handgeld.

Eine konkrete Anweisung, wie sie in die DDR zurückkehren sollte, hatte sie nicht erhalten. Sie fuhr nach ca. 2monatigem Aufenthalt in Westdeutschland(BRD), wo sie verschiedene Städte aufgesucht und kennengelernt hatte, nach Kaiserslautern zurück. Hier teilte sie mit, dass sie in die DDR zurückfährt. Der amerikanische Offizier gab ihr nur den Ratschlag, dass sie illegal in die DDR einreisen soll und in Westberlin ihren DDR-Ausweis bei(Name in der Akte geschwärzt)abholen soll. Sie wurde nochmals eingehend gewarnt, gegenüber allen Personen über ihre Verbindung zum CIC zu schweigen. Insbesondere bei Befragungen durch das MfS soll sie sich in acht nehmen, um nicht aufzufallen. Nachdem sie nochmal 25,- Westmark(DM)erhalten hatte, verließ sie am 27.05.1959 per Anhalter die Bundesrepublik(BRD) und begab sich über Töpen zum KPP Juchhöh.

Vom CIC hat sie angeblich nur den Auftrag erhalten, Stimmungsberichte in der DDR, an der Eisenbahn und in Verkaufsstellen zu sammeln. Diese Aufgaben sollten nur ein Anfang sein, später sollte sie mit Größerem betraut werden.

Zur Aufrechterhaltung der Verbindung sollte sie die Berichte angeblich einem gewissen(Name in der Akte geschwärzt)in Kaiserslautern schicken. Sie kann auch selbst mit ihrem amerikanischen Freund die Verbindung in Berlin aufrecht erhalten und ihm die Berichte übergeben. Außerdem kann die Dienststelle der Clayallee aufsuchen. Dort sollte sie nur den Decknamen „Willy“ nennen, um passieren zu können. Von dort aus könnte sie mit Kaiserslautern in Verbindung treten.

Durch den CIC-Major erfuhr sie, dass ihr Freund angeblich Verbindungsmann des CIC ist und auch im Lager Berlin-Marienfelde zu tun hat.

Als sie als Rückkehrerin am KPP Juchhöh eingetroffen war, wurde sie kontrolliert. Nach der Abfertigung wurde sie zur Weiterleitung an die Aufnahmestelle Gutenfürst übergeben. Hier erfolgte die Aussprache durch die Aufnahmestelle und Übergabe an den Sachbearbeiter des MfS, der anhand des bereits vorliegenden Ausspracheprotokolls eine Beschuldigtenvernehmung durchführte.

Am 29.05.1959 wurde diese Frau und der U-Vorgang an die Bezirksverwaltung Potsdam zur Weiterverarbeitung abverfügt.