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Heute wäre Erich Mielke 110 Jahre alt geworden
Heute wäre Erich Mielke 100 Jahre alt geworden. Die Personenbeschreibung befindet sich auf dem Schwesterblog DIE TROMMLER-ARCHIV.
Der Fall Sylke Glaser
Sylke Glaser ist eine DDR-Gegnerin. Gnadenlos hat sie tatsächliche Schwachpunkte ausgenutzt, um gegen die DDR und den Sozialismus als System zu hetzen. Durch Leute, wie sie, konnten ehrliche Bürgerinnen und Bürger berechtigte Kritik nicht anbringen.
- A, um nicht in den Verdacht zu geraten zu diesen Leuten zu gehören und
- B, die Kritik nicht ernstgenommen worden wäre, da diese von diesen Leuten missbraucht wurde, um gegen die DDR und den Sozialismus als System zu agieren.
Frau Glaser hat einen Brief an den Bürgermeister von Rostock geschrieben.
Brief an Bürgermeister von Rostock
Recht hat Frau Glaser mit folgenden Punkten:
- Leute, die bereits in die BRD, bzw. Westberlin übergesiedelt waren durften nicht wieder in die DDR zurückkehren. Mit ihrer Bemerkung, dass das die beste Anti-Westen-Propaganda wäre, hat sie allerdings auch Recht.
- Dass Qualitätsprodukte in den Westen exportiert wurden und für die Bürgerinnen und Bürger der DDR die Mangelwirtschaft alltäglich war.
- Die verfehlte Medienpolitik der DDR ist ein „gefundenes Fressen“ für Frau Glaser und ihre Kumpels. Die Kirchen haben da eingehakt, da sie Sonderfreiheiten hatten. So waren sie ein Vehikel für die Gegnerschaft der DDR und der späteren Konterrevolutionäre.
Widersprüche und Unsinn sind folgende Punkte:
- Frau Glaser bemängelt, dass Losungen für den 1. Mai vorgegeben waren. Nun ja, in der DDR gab es zumindest mehrere Losungen, während es heute nur, jährlich wechselnd, eine Losung gibt. Vermutlich interessiert sich Frau Glaser heute nicht mehr für den 1. Mai.
- Das pauschale „Keine Meinungsfreiheit“. Natürlich kann man darüber streiten, was mit der Meinungsfreiheit abgedeckt ist und wo Beleidigungen und Drohungen anfangen. Man kann kritisch sehen, dass in der DDR der Rahmen eng abgesteckt war. Doch was heute unter die Meinungsfreiheit fällt, ist manchmal grenzwertig, wie z.B. rückdatierte Todesdrohungen.
- Einerseits beklagt Frau Glaser, dass es zu wenig Ärzte in Wismar gab. Anderseits erklärt sie, dass die Ärzte auswandern wollten. Na warum beklagt sie nicht, dass die Ärzte nicht an ihre Patienten dachten? Dass es heute, insbesondere auf dem Land, zu wenig Ärzte gibt, interessiert Frau Glaser wohl nicht mehr.
- Das alte Dilemma mit der fehlenden Reisefreiheit. Aber mit welchem Geld wollte Frau Glaser u.a. reisen? Es war nicht möglich die Reisenden mit genügend Devisen auszustatten. Leute im Rentenalter die reisen durften bekamen nur ein Wegegeld von 15.- Mark umgetauscht. Sie waren dann auf die Gastfreundschaft ihrer Verwandten angewiesen. Wer keine Verwandten im Westen hatte konnte auch im Rentenalter aus finanziellen Gründen nicht reisen. Frau Glaser bemängelt auch angebotene Reisen, die für „Otto Normalo“ und „Lieschen Müller“ zu teuer waren. Nun ja, dass sich heute viele Menschen keinen Urlaub leisten können, interessiert Frau Glaser vermutlich auch nicht mehr.
- Frau Glaser beklagt, dass die Bürgerinnen und Bürger der DDR nicht früher in Rente gehen können. Nun sind andere sozialistische Länder gut genug, um als Beispiel zu dienen. Heute, da das Rentenalter hoch geschraubt worden ist und es in Zukunft vermutlich noch höher geschraubt wird, die gesetzliche Rente immer mehr auf ein Minimum heruntergefahren oder womöglich ganz abgeschafft wird, interessiert Frau Glaser wohl auch nicht mehr.
Handschriftenvergleich Sylke Glaser
Frau Glaser gibt dies als Eigendichtung aus und verwendet dies gegen die DDR. Der Text stammt aber von Rio Reiser und ist Kritik am Kapitalismus und der BRD.
Viel Arbeit und Energie hat Frau Glaser in diese Flugblätter gesteckt. Alle per Hand verfasst und mangels Kopiermöglichkeit alle immer wieder abgeschrieben. Wenn man so viel Zeit, Arbeit und Energie da hineinsteckt, muss der Hass auf die DDR groß gewesen sein.
Na da hat Frau Glaser sich was getraut und fühlte sich sehr sicher. Sie schrieb direkt an das MfS. Glaubte sie, man könnte sie nicht ausfindig machen. Da hat sie sich aber geirrt.
Zum Inhalt des Briefes:
- Gnadenlos nutzt sie hier die verfehlte Medienpolitik der DDR aus. Sie hat nun Verbindungen mit Leuten aus der BRD aufgenommen. Sie führt Kirchenzeitungen an, die nun unter Ausnutzung der diesbezüglichen Schwäche der DDR, dies im Sinne der späteren Konterrevolutionäre ausnutzen und den Leuten vormachen die Lücke zu schließen, die in der offiziellen Medienlandschaft der DDR klafft.
- Neben denen, die ausreisen durften, führt Frau Glaser diejenigen an, die in der DDR bleiben wollten, um weiter zu agieren. Schließlich hatten diese Leute Erfolg. Diese Tatsache hat das MfS als zu harmlos angesehen und dies nur als Hirngespinste einer, bzw. einzelnen Personen gehalten.
Zunächst kommt Frau Glaser mit einer Verwarnung, bzw. Ordnungswidrigkeit und einer Geldstrafe davon. Doch sie macht unbeirrt weiter. Dann erst greift das Strafrecht und sie ist aus dem Verkehr gezogen worden, damit sie nicht weitermachen kann.
Ein Kassiber aus der Untersuchungshaft. Ob es sich so zugetragen hat ist fraglich.
Frau Glaser ist wegen „öffentlicher Herabwürdigung“ verurteilt worden. Diese Bezeichnung für diesen § ist aus heutiger Sicht unglücklich und „Futter“ für die „Aufarbeiter“ und die offizielle Geschichtsschreibung. Das klingt so ähnlich wie „Majestätsbeleidigung“. So entsteht der Eindruck, dass die Leute wegen einer relativ harmlosen Sache unverhältnismäßig hohe Strafen bekommen hätten. „Staatsgefährdung“, „Staatsgefährdende Aktivitäten“ u.ä. würden solche Taten besser erfassen.
Das Leben der Frau Glaser wird kurz beschrieben. Sie war in der Ausbildung zur Kindergärtnerin, wollte aber abbrechen, da sie ein anderes Erziehungsziel sah, als gelehrt wurde. Man ließ sie erst nicht abbrechen, aber dann flog sie aus disziplinarischen Gründen von der pädagogischen Fachschule. Sie ging keiner geregelten Arbeit nach. Eine Bewerbung als Kassiererin bei der Kreisfilmstelle scheiterte, weil Papiere fehlten.
Dann wird die ablehnende Haltung zur DDR genannt und dass sie Verbindungen zu Bekannten in der BRD hat. Auch ein Heiratskandidat ist darunter, so dass sie einen Ausreiseantrag über Heirat anstrebt.
Frau Glaser wollte eine Straftat begehen, um vom Gefängnis aus einen Ausreiseantrag zu stellen. Sie glaubt, so schneller in die BRD zu gelangen. Doch sie bekommt nur eine Ordnungsstrafe. Daraufhin macht Frau Glaser weiter, um nun wirklich straffällig zu werden, um ihr Vorhaben doch noch durchzusetzen.
Nun werden die Schreiben der Frau Glaser in der Urteilsbegründung genannt. Das Gedicht des „Veränderns der Welt“ hat Frau Glaser als Eigendichtung ausgegeben. In Wahrheit handelt es sich um einen Liedtext von Rio Reiser, den Frau Glaser geklaut hat. Das hatten das Gericht und zuvor die Ermittlungsbehörden nicht bemerkt. Auch heute, wo das Urheberrecht so wichtig genommen wird, beachten das die „Aufarbeiter“, bzw. die offizielle Geschichtsschreibung nicht.
Heute dient der Fall Sylke Glaser als Lehrmaterial im Sinne der heutigen offiziellen Geschichtsschreibung. Volksverdummung anstatt Volksbildung.
Der Beitrag im Schwesterblog „Keine Eigendichtung“ gibt den ersten Eindruck nach der unvollständigen Präsentation der BStU auf ihrer Facebook-Seite wieder.
Dokumente entnommen aus der „Stasi“-Mediathek der BStU
Rowdytum als Widerstand verherrlicht
Da hat sich die BStU wieder was geleistet…..
Kalter Krieg und "Entspannungspolitik"
Die BStU, als staatliche Behörde, verherrlicht Rowdytum als Widerstand. Nichts wird ausgelassen, um Geschichtsfälschung zu betreiben.
Bildunterschrift der BStU:
„Zwei Jugendliche brachten 1962 systemkritische Losungen in einer Schule in Gnoien an und drapierten ein Skelett mit dem Bild des SED-Chefs Walter Ulbricht. Sie wurden verhaftet und zu je 16 Monaten Haft verurteilt.Quelle: BStU, MfS, BV Neubrandenburg, AU, Nr. 1934/62, Bl. 73“
Bildquelle BStU, Bild ist entsprechend verlinkt
Wir schimpfen über Zerstörungswut, insbesondere von Jugendlichen. Hier wird Zerstörungswut als Widerstandshandlung hochstilisiert, weil sie seinerzeit in der DDR stattfand. Dort war man zumindest in der Lage solche Randalierer dingfest zu machen, während in westlichen Ländern und nun heute fast überall das nur noch ein Fall für die Versicherung ist und nicht mehr ernsthaft verfolgt wird.
Es wäre interessant zu wissen, was passiert, wenn man in einer Schule ein Skelett mit einem Bild von Merkel aufstellt. Schulverweis ist auf jeden Fall sicher. In einem solchen Fall würde auch das Strafrecht greifen. Böhmermann…
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08. Februar – Ehrentag des MfS
Zum diesjährigen Ehrentag des MfS beschäftigt sich DIE TROMMLER mit den IM des MfS.
Das Thema MfS(der Geheimdienst der DDR) hat eine große Palette mit Unterthemen. Daher widmet DIE TROMMLER sich jedes Jahr in der Februarausgabe dem MfS(Ministerium für Staatssicherheit).
Der Ehrentag des MfS ist der 08. Februar.
Dieses Jahr beschäftigt sich DIE TROMMLER mit den IM(inoffizielle oder informelle Mitarbeiter des MfS).
Weitere Beiträge zum Thema MfS siehe Kategorie MfS in diesem Blog
oder im die Kategorie MfS im Schwesterblog „Was war die DDR?“
Kalenderblatt
08. Februar ist der Ehrentag des MfS.
Auszug aus dem Buch „Die Sicherheit“ zum Thema IM.
Ehrentag des MfS
siehe Infos zum Thema auf diesem Blog und dem Schwesterblog „Was war die DDR?“
Ebenfalls Infos zum Thema:
bei
MfS-Insider.de
und
Initiativgruppe Kundschafter des Friedens fordern Recht
Fundstück: DER SPIEGEL 25/1990zum Ostbüro der SPD
DIE TROMMLER hat sich in der Ausgabe vom Mai 2016 mit den Ostbüros der Parteien und des DGB beschäftigt.
DER SPIEGEL 29/1966 hat dazu einen zwar verschwurbelt geschriebenen, aber ehrlichen Artikel veröffentlicht. Damit hat sich auch DIE TROMMLER beschäftigt.
Im Jahre 1990 hat DER SPIEGEL 25/1990 sich erneut mit dem Ostbüro der SPD beschäftigt. Wieder verschwurbelt geschrieben. Aber doch werden die Fakten ehrlich benannt.
Hier nun die Aussagen des Artikels in bearbeiteter und ausgewerteter Form.
Kurz vor dem erfolgreichen Ende der Konterrevolution, die DDR wurde bekanntlich am 03.10.1990 annektiert, hat sich DER SPIEGEL vom 18.06.1990 nochmal mit dem Ostbüro der SPD befasst.
Zunächst wird die damalige Agentendrehscheibe Berlin beschrieben, wo sich Agenten aus aller Herren Länder tummelten. Dann erfolgt ein Rückblick auf das Ostbüro der SPD, das ja nichts anderes, als eine Agentenzentrale war. Doch ist es eine Besonderheit, dass neben anderen Parteien und des DGB, hier nun die SPD Geheimdienstaufgaben wahrnahm.
Offiziell(durch einen Vorstandsbeschluss) ist das Ostbüro der SPD nie definiert worden. So ranken sich Jahre nach Gründung und Auflösung allerlei Gerüchte darum.
Westliche Geheimdienstler verspotteten das Ostbüro der SPD, während die SED in der DDR diese Agentenzentrale als ernsthaften Gegner einstufte.
An der Aufklärung der Aktivitäten des Ostbüros war man in der SPD nicht interessiert. In Parteidarstellungen fehlt die Beschreibung des Ostbüros. So bei der „Sozialistischen Konferenz in Kopenhagen“ 1950, mit den SPD-Delegationsmitgliedern Herbert Werner, Erich Ollenhauer und Karl Mietmann. In der „Chronik der Deutschen Sozialdemokratie“ fehlt ebenso die das Ostbüro der SPD. Es sind ohnehin kaum Quellen vorhanden. Die Archivbestände sind teilweise gesperrt, vernichtet oder verbrannt.
Der Bochumer Politikwissenschaftler Wilhelm Bleek ist ehrlich. Laut seinem Urteil hat die SPD diesen Teil ihrer Geschichte verdrängt. Auch der Historiker Dietmar Petzina ist ehrlich. Er schreibt, dass die Sozialdemokraten dieses Stück Vergangenheit „verdrängt“ hätten und dass es aus dem „kollektiven Gedächtnis der Sozialdemokratie weitgehend verschwunden“ sei. Dabei wird auf die Zeit der „Entspannungspolitik“ bezog genommen und dieses Stück Antikommunismus als peinlich vermutet. Nun ja, es ist wohl eher eine Frage der Strategie. Dann als Konfrontation nichts mehr brachte, ging man zur indirekten Strategie über, die schließlich zum Erfolg führte.
Erst 1990 ist an der Ruhr-Universität Bochum die erste wissenschaftliche Arbeit zu diesem Thema erschienen. Die Dissertation des Autors Wolfgang Buschfort ist widersprüchlich. Einerseits hält er viele Sabotage- und Spionagevorwürfe für „eindeutig unbegründet“, andererseits gibt er zu, dass die SPD, aus ihrem Interesse her gesehen, keinen Grund hat, ihre Geheimhaltung aufzugeben. In seiner 591-Seiten-Arbeit kommt er zu folgendem Befund:
So, dass das Ostbüro der SPD mit westlichen Geheimdiensten zusammenarbeitete, im Rahmen seiner „Inlandsaufklärung“ „politische Extremistengruppen“(gemeint sind Kommunisten u.a. Linke) infiltrierte und Informationen über Millionen von DDR-Bürgern sammelte, um nach dem Ende der DDR(dass ja seitens der BRD schon immer zu Disposition gestanden hat) ein „besseres Nürnberg“(Bei den Nürnberger Prozessen haben Nazis und Kriegsverbrecher vor Gericht gestanden. Es ist eine Verhöhnung der Opfer des Faschismus hier die DDR und deren politisch Verantwortlichen mit den Nazi-Tätern gleichzustellen.)
zu ermöglichen, um die politisch Verantwortlichen der DDR, hier als „stalinistische Helfer“ bezeichnet, einer „radikalen Bestrafung“ zuzuführen. Dann wird noch erwähnt, dass Kuriere und V-Leute in den illegalen „Propagandakampf gegen das Ulbricht-Regime“ geschickt wurden und Hunderte gefasst und zu hohen Haftstrafen verurteilt wurden.
Nach der Vereinigung von SPD und KPD 1946, die in der alten BRD, sowie heute von der offiziellen Geschichtsschreibung als „Zwangsvereinigung“ dargestellt wird, wollte Kurt Schumacher(Rechter Sozialdemokrat der alten BRD) das nicht auf sich beruhen lassen. Er ging davon aus, dass die deutsche Teilung eine Frage der Zeit sei. Allerdings hat er letztendlich Recht behalten, aber mit seinen Methoden hatte er keinen Erfolg. Schuhmacher entwickelte die „Magnettheorie“. Je attraktiver die „freiheitlich-soziale Entwicklung“ im Westen, desto stärker der Druck der Bürger im Osten auf die russische Besatzungsmacht mit der Folge des baldigen Anschlusses.
Um die „politischen und ökonomischen Überzeugungen des demokratischen Sozialismus(der Sozialdemokratie P.R.) an den Mann bringen zu können, schuf der Ober-Sozi im Jahr der Zwangsvereinigung ein neues Parteiinstrument. Zu den Aufgaben der Stabsstelle gehörte es auch, sich um Zonenflüchtlinge zu kümmern und deren Wissen abzuschöpfen. Deshalb hieß es leicht irreführend, „Flüchtlingsbetreungsstelle Ost“.“ , so verschwurbelt der Wissenschaftler Buschfort. (siehe dazu DIE TROMMLER)
Aus der englischen Emigration heimgekehrte Sozialdemokraten hatten ihrem damaligen Parteichef den ehemaligen Lagersprecher des Antifaschisten-Camps Ascot, Stephan Grzeskowiak, empfohlen. Schumacher fand Gefallen an dieser Person. Grzeskowiak begann am 01.07.1947 als zweiter Mann, im Herbst 1948 wurde er Büroleiter. Er gab sich den Tarnnamen „Thomas“. Nachdem sein Pseudonym gelüftet wurde, gab er seinen alten Namen auf und nun war sein offizieller Name Stephan G. Thomas.
Bei der von der SPD verrichteten Geheimdienstarbeit ging man unprofessionell vor. Knapp zwei Jahre nach Thomas´Berufung wurden viele der Agenten enttarnt, verhaftet und zu hohen Strafen verurteilt. Buschfort lamentiert über die damaligen Knastbedingungen. Ob diese zu jener Zeit in der BRD, Westberlin und anderen Ländern besser waren, ist zu bezweifeln. Es gab Wichtigeres aufzubauen, als moderne Knäste.
Der Artikel beschreibt weiter geheimdienstliche Aktionen des SPD-Ostbüros. DER SPIEGEL gibt offen zu, dass das Ostbüro der SPD als Hilfstrupp des BND agierte. Auch Sozialdemokraten aus anderen Ländern erhalten Informationen seitens des Ostbüros der SPD. Bei Dänemark war dies besonders erfolgreich, denn Alfred Weber(Deckname „Wandel“), der erste Chef der SPD-Ostbüro-Außenstelle, hatte zuvor für den dänischen Geheimdienst gearbeitet.
Um SPD-Mitglieder etwa unter den Teilnehmern aus der BRD der Weltjugendspiele 1955 in Warschau aufzuspüren, setzte sich auf Weisung des SPD-Ostbüros ein DDR-Bürger in Marsch, Auftrag: Fotos der Teilnehmer zu besorgen, zwecks Identifizierung. Gegen erkannte SPD-Mitglieder wurden Parteiordnungsverfahren eingeleitet.
Was auf diese Weise zu ermitteln war, gab die Parteispitze nicht selten ebenfalls weiter. Ostbüro-Erkenntnisse gingen an das Bundesamt für Verfassungsschutz, ans Düsseldorfer Landeskriminalamt oder ans 14. Kommissariat der Bonner Polizei, die Abteilung für politische Delikte. Solche Kooperation, urteilt Autor Buschfort, belege die„halbstaatliche Stellung des Ostbüros“. Buschfort erkennt nun wissenschaftlich die Tatsache, dass das SPD-Ostbüro ein Hilfsorgan der obergenannten Institutionen war.
Das Ostbüro der SPD wurde aus Steuergeldern finanziert.1956 erhielt die SPD-Abteilung – ähnlich wie die vergleichsweise unbedeutenden Ostbüros der CDU und der FDP – aus dem Bonner Etat etwa 300 000 Mark; über die Vergabe von weiteren Bundesmitteln – Höhe unbekannt – entschied statt des Haushaltsausschusses in geheimer Sitzung ein parlamentarischer Fünferausschuss. Grund: Die Geldwege des Ostbüros galten als „Geheimsache“.
Zehn Jahre später, 1966, wurde das Büro aufgelöst. die Errichtung des Antifaschistischen Schutzwalls hat die weitere geheimdienstliche Tätigkeit des SPD-Ostbüros unmöglich gemacht und somit beendet. Herbert Wehner, einer der Wegbereiter der „Entspannung“, also der neuen Strategie, sprach nun verächtlich vom „Agentenschuppen“.
Mehrere Agenten des SPD-Ostbüros, die in der DDR im Knast saßen, verklagten die Partei auf Schadensersatz und Verdienstausfall. Der Bundesgerichtshof in Karlsruhe entschied, „derjenige, der einen solchen politischen Widerstandskampf führt“, handele „erkennbar auf eigenes Risiko“.
Einige der Verantwortlichen des SPD-Ostbüros machten später Karriere. Thomas wurde, nach einem Zwischenspiel bei der Friedrich-Ebert-Stiftung, in Köln Chefredakteur des Deutschlandfunks, Richard Lehners (Deckname: „Hein“) Innenminister in Niedersachsen. Eberhard Zachmann („Müller“) übernahm die Leitung des Berliner Verfassungsschutzes, der Ex-Kurier Winfried Busch den gleichen Posten in Hannover. Zwei gingen zum BND.
Auch Helmut Bärwald, Nachfolger von Thomas und letzter Leiter des in „Referat Wiedervereinigung“ umbenannten SPD-Ostbüros, arbeitete später für die den BND. Er belieferte den Geheimdienst mit Interna aus der SPD – als „Sonderverbindung SV 55202“.
entnommen aus DER SPIEGEL 25/1990, bearbeitet und ausgewertet von Petra Reichel
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